Düsseldorf „Die Stimmung ist mit keinem anderen Tag zu vergleichen“

Volle Kirche, feierliche Atmosphäre, große Sehnsucht: Zwei Pfarrer sprechen über die Herausforderung Heiligabend.

Düsseldorf. Für die meisten Menschen in Düsseldorf dürfte der religiöse Aspekt an Weihnachten keine oder nur eine marginale Rolle spielen. Und doch hat das Fest der Feste noch viel mit dem Glauben zu tun — und der Kirche, die an Heiligabend so viele Besucher anlockt, wie sonst nie im Jahr.

Düsseldorf: „Die Stimmung ist mit keinem anderen Tag zu vergleichen“
Foto: Pfarre, privat

Für den katholischen Pfarrer Markus Wasserfuhr ist es das erste Weihnachten in seiner neuen Gemeinde Heilige Familie in Stockum, Unterrath und Lohausen. „Ja, ich bin aufgeregt, habe sogar etwas Lampenfieber“, sagt der Nachfolger von Friedhelm Keuser. Gut wolle er es machen, sagt er, aber was heißt schon gut bei der Gestaltung eines Weihnachtsgottesdienstes? „Ich möchte die Menschen wirklich ansprechen, auch und gerade die, die sonst nicht kommen“, sagt Wasserfuhr. Seine Predigt stehe am Donnerstag erst kurz vor der Christmette um 18 Uhr. „Sie sollte schon ganz aktuell sein. Sicher werde ich auf die Flüchtlinge, die zu uns kommen, eingehen.“

Der Theologe weiß um die hohen Erwartungen der Menschen an Weihnachten: „Generationsübergreifender Zusammenhalt und Harmonie spielen eine große Rolle. Viele Kinder kommen ja bis in ihre 30er-Jahre oder länger zu den Eltern nach Hause.“ Auch in die Kirche gehe man da oft weniger aus religiösen Motiven, „es geht oft eher darum, in die richtige Stimmung zu kommen“. Und daran sei auch nichts auszusetzen. „Deshalb dürfen natürlich Lieder wie ,Stille Nacht’ oder „Oh du fröhliche’ nicht fehlen.“

Der evangelische Pfarrer Christian Schmandt von der Holthausener Klarenbachgemeinde hat Mitte Dezember eine Rohfassung seiner Predigt geschrieben, Mittwochabend hat er das Werk vollendet: „Danach habe ich unseren Baum aufgestellt.“ Er sucht sich jedes Jahr selbst am Heiligabend einen kleinen Aspekt der Weihnachtsgeschichte aus und beleuchtet ihn. Im vorigen Jahr war es Joseph, davor das Stroh, diesmal ist es der Ruf des Engels: Fürchtet Euch nicht! „Er passt in die aktuelle Lage mit Flüchtlingen und den Attentaten von Paris — aber betrifft auch die persönliche Situation vieler Menschen aus der Gemeinde“, sagt Schmandt.

Auch er selbst lässt sich von der besonderen Stimmung am Heiligabend noch packen, „sie ist mit keinem anderen Feiertag zu vergleichen“. Die Sehnsucht der Menschen nach Harmonie und Geborgenheit sei größer als sonst, „übrigens auch bei vielen, die auch heute nicht in die Kirche gehen.“ Er freut sich, dass die Kirche voll ist, zumal längst nicht alle bloße Weihnachtsgänger seien: „Viele Gesichter sehe ich durchaus auch bei anderen Gottesdiensten.“

Die Termine: Heilige Familie, Carl-Sonnenschein-Str., 18 Uhr; Klarenbachkirche, Bonner Str. 25, 17 Uhr.

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