Düsseldorfer Schützen halten an Kanonen-Böllern fest

Trotz des tödlichen Unfalls in Marsberg schießen die Schützen weiter mit Kanonen. Doch wie sicher sind diese Waffen?

Düsseldorfer Schützen halten an Kanonen-Böllern fest
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Materialfehler oder menschliches Versagen? Diese Frage stellen sich die Ermittler nach dem Unfalltod eines Schützenkönigs in Marsberg im Sauerland. Bei dem tragischen Unglück hatten zwei Kanonen dem Druck der Böllerschüsse nicht standgehalten und zerbarsten. Ein umherfliegendes Metallteil traf den 30-jährigen Schützenkönig in den Bauch. Er starb kurz danach im Krankenhaus. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Ist so ein Unglück auch in Düsseldorf möglich? Eigentlich schon, denn solche Kanonen kommen auch hier im Brauchtum zum Einsatz.

Klara zum Beispiel. So heißt die Kanone, mit der Oberbilker Schützen traditionsgemäß ihr Schützenfest einleiten, das direkt nach der „Großen Kirmes am Rhein“ stattfindet. Sie ist erst zwei Jahre alt und Rittmeister Bernd Platten fühlt sich auf der sicheren Seite. „Die Kanone hat unser Vereinskamerad Dirk Engels selbst gebaut, und sie wurde vor der Inbetriebnahme vom Beschussamt auf Herz und Nieren getestet“, sagt er. Die nächste routinemäßige Kontrolle sei in drei Jahren fällig.

Klaras Vorgängerin war übrigens auch selbst gebaut. Sie brach 2010 nach 35 Jahren bei dem Schützenumzug an den Rädern auseinander. Beinahe hätte das Artillerie Corps wieder wie in den Anfangsjahren mit einer Attrappe durch die Straßen ziehen müssen. Doch Engels, selbstständiger Metallbauer, war der Meinung, dass eine Gesellschaft Artillerie ohne richtige Kanone nicht gehe.

Die St. Sebastianus Schütze hatten bis vor fünf Jahren noch eine eigene Kanone, zünden aber jetzt Feuerwerkskörper. Die Prinzengarde Rot-Weiss hat zwei Kanonen. „Sie kommen aus Sicherheitsgründen kaum zum Einsatz“, sagt Garde-Sprecher Ralf Bieder. „An solche Anlagen werden sehr hohe Anforderungen gestellt“, sagt Andreas Schäfer vom zuständigen Beschussamt in Köln, „auch die Erlaubnis zur Arbeit an Waffen ist nicht leicht zu bekommen.“ Zudem muss der Bediener der Kanone einen Waffenfachkundenachweis führen.

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