Arme Brüder: 5,2 Millionen zum Teufel?

Das Sozialwerk, das 7,2 Millionen Euro bei Anlagegeschäften verzockte, wird nun auch noch vom Insolvenzverwalter verklagt.

Arme Brüder: 5,2 Millionen zum Teufel?
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Das Finanzdebakel für die Ordensgemeinschaft der Armen Brüder mit Bruder Matthäus wächst sich womöglich noch weiter aus: 7,2 Millionen Euro haben die Sozialwerke bereits 2013 bei Geldanlagegeschäften mit der Dresdner Finanzdienstleistergruppe Infinus verloren. Jetzt fordert deren Insolvenzverwalter Bruno Kübler weitere 5,2 Millionen Euro von den Armen Brüder.

Die Forderung basiere auf dem im Insolvenzrecht zentralen Grundsatz der Gläubiger-Gleichbehandlung, erklärt ein Sprecher der Kanzlei Kübler gegenüber der WZ. Danach haben die Armen Brüder Infinus ein nachrangiges Darlehen von rund 5,2 Millionen zur Verfügung gestellt. Als sie das Geld zurückbekamen, war die Dresdner Anlegerfirma aber offenbar bereits pleite. Der Insolvenzverwalter meint nun, diese Rückzahlung hätte es niemals geben dürfen, weil zuvor etliche andere Gläubiger zu bedienen gewesen wären. Bereits vor einem Jahr wurde deshalb Klage gegen die Armen Brüder beim Landgericht eingereicht — aber erst im Oktober 2016 beginnt dort die Verhandlung. Dirk Buttler, der neue Vorsitzende des Vereins Arme Brüder, bestätigt die Klage: „Schön ist das nicht, nun von einem weiteren großen Verlust bedroht zu sein“, sagt Buttler. Er glaubt aber, an der Rückzahlung zumindest in Teilen vorbeizukommen: „Unsere Fachanwälte sind sicher, dass der Anspruch des Insolvenzverwalters nicht begründet ist.“ Einig sind sich beide Seiten, dass bis zu einem rechtskräftigen Urteil noch Jahre vergehen können, da die Sache sicher durch mehrere Instanzen geht.

Der zusätzlich drohende Millionen-Schaden für den Orden, der in Düsseldorf seit Jahren Obdachlosen- und Senioreneinrichtungen insbesondere am Rather Broich betreibt, macht mittlerweile auch höhere Ebenen in der katholischen Kirche nervös. Nach WZ-Informationen hat sich auch die Hauptabteilung Finanzen beim Erzbistum Köln in die Suche nach möglichen weiteren Verantwortlichen und Haftenden eingeschaltet. Entsprechende Fragen musste sich auch der Düsseldorfer Caritasverband gefallen lassen, zu dem die Armen Brüder gehören und dem man über das Erbbaurecht für Immobilien der Armen Brüder verbunden ist.

Am Rather Broich versucht man indes zu beruhigen. Man habe die Anlagen-Richtlinien des Bistums übernommen, sagt Buttler, vor allem jedoch stünden die Sozialwerke keinesfalls vor einer Insolvenz: „Wir sind nicht überschuldet, haben einen ausgeglichenen Haushalt.“ Der Finanzskandal „hat uns gebeutelt, aber wir können immer noch weitgehend eigenkapitalgedeckt wirtschaften“.

Wegen der verzockten 7,2 Millionen kündigte Anfang 2014 Fifty-Fifty die langjährige Zusammenarbeit mit Bruder Matthäus auf. Im März treffen sich die Brüder mit ihrem 2014 entlassenen Ex-Geschäftsführer vor dem Arbeitsgericht. Im November 2015 begann in Dresden der Prozess gegen fünf in U-Haft sitzende Manager der Infinus-Gruppe wegen Kapitalanlagebetrugs. Es geht um einen Schaden von 311 Millionen Euro, der rund 22 000 Anlegern entstanden sein soll.

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