Preisgekrönte Fotografien Preisgekrönte Fotos sind auf der Königsallee zu sehen

Düsseldorf · Thomas Hoepker fotografierte für die berühmte Agentur Magnum. Eine Auswahl seiner Bilder zeigt jetzt die Leica-Galerie an der Kö.

 Boxer Muhammad Ali im Jahr 1966 in Chicago in typischer Pose. Das Bild wird jetzt in der Leica-Galerie auf der Königsallee gezeigt.

Boxer Muhammad Ali im Jahr 1966 in Chicago in typischer Pose. Das Bild wird jetzt in der Leica-Galerie auf der Königsallee gezeigt.

Foto: Thomas Hoepker/Leica Galerie

1913 erfand Oskar Barnack eine Leica-Kleinbildkamera und meldete sie 1920 zum Patent an. Es wurde die Sternstunde der Fotojournalisten mit der Kamera in der Hosentasche. Seit 1980 wird in seinem Namen ein Wettbewerb ausgelobt, der den besten Dokumentaristen der Welt gilt. Einer von ihnen ist Thomas Hoepker, Jahrgang 1936, der mit seinen Serien zu Muhammad Ali und dem Schah von Persien weltberühmt wurde. Noch bis Samstag stellt er in der Leica-Galerie an der Kö aus.

„Wanderlust“ nennt sich die Schau. Die Bilder stammen aus einer Zeit, als die Illustrierten noch Fotografen beschäftigten, die den Lesern die große weite Welt ins Wohnzimmer brachten. Hoepker war nicht auf Events oder Kriegsschauplätze erpicht, sondern konzentrierte sich auf politische und soziale Situationen. Seine Aufnahmen verdichten die Zeit. Er betont dann auch, er sehe sich nicht als Produzent von Bildern für Kunstausstellungen, sondern als Reporter und Dokumentarfotograf. Er beklagt aber auch, dass die Epoche der großen Reisen in die weite Welt vorbei sei, weil kein Verlag mehr dafür zahle.

Sein Können zeigt sich beim Besuch von Schah Reza Pahlavi 1962 in Isfahan. Offensichtlich hat die Majestät den Rolls Royce gerade verlassen, der Teppich ist ausgerollt. Ein Bauer kniet vor ihm nieder und küsst nichts als die Schuhe. Das Bild zeigt kein Porträt des Herrschers, sondern zwei Hosenbeine und die dazu gehörenden Schuhe mit einer Spur vom Wüstensand. Der Flanellstoff ist akkurat gebügelt, darüber hängt ein Zipfel des Tuchmantels. Was zählt, ist die Szene der Unterwerfung. Der Bauer ist mit der Nasenspitze auf den Schnürsenkeln angekommen und wird gleich seinen Kuss aufs schwarze Leder setzen. Ein Foto als Symbol des autoritären Regimes. Auch wenn der Schah dem Mann mit jovialer Geste aufhilft, scheint im Rückblick das Ende des Machthabers mitgeliefert zu sein. 1979 wird der Schah gestürzt und verlässt den Iran.

Eine berühmte Serie in den 1960er-Jahren gehört dem Boxerstar Muhammad Ali. Hoepker war fasziniert von diesem Typ, der ihm genau im richtigen Moment die Boxerfaust beinahe in die Kamera schob. Aber Ali liebte auch seinen Fotografen und sprang für ihn fast von der Brücke in seine Leica. Er und Thomas Hoepker machten Spritztouren durch die Gegend.

Die Ausstellung beginnt mit den Ruinen im Nachkriegsdeutschland und hoffnungsvollen Jungen, die auf den Steinen sitzen und quasseln. 1958 trifft er in Kalabrien auf ein Waisenkind, das allein am Tisch vor zwölf leeren Tellern sitzt und auf die Suppe wartet. Auch im westdeutschen Wirtschaftswunderland findet er das Elend bei alleingelassenen Alten und Kindern, die mit skeptischen Blicken in die Zukunft schauen. Immer wieder taucht er in Ostdeutschland auf. Zur Zehn-Jahresfeier der DDR 1959 fällt die Kamera auf einen verträumten Fahnenträger, aber auch auf eine wohlgenährte Frau, das DDR-Fähnchen vor den Augen, sodass der Blick verdeckt bleibt. Halb im Bild neben ihr ein mit Orden behängter Mann. Von 1974 bis 1976 lebte er sogar mit seiner damaligen Frau, der Stern-Journalistin Eva Windmöller, in der DDR und entdeckte etwa zwei junge Verliebte, die neben einem russischen Militärfahrzeug hocken.

Für Düsseldorf interessant ist seine Sahara-Serie von 1976 für den Zero-Künstler Heinz Mack mit den vielen Lichtkörpern im Sand. Hoepker hatte auch die futuristischen Träume von Oscar Niemeyer in Brasilia und das Ende des Prager Frühlings mit den einmarschierenden Truppen des Warschauer Paktes im Fokus.

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