Ausstellung in der Leica-Galerie Intime Augenblicke in Schwarz-Weiß

Düsseldorf · Clara Meurer, Frau des Tote-Hosen-Bassisten, stellt in der Leica-Galerie aus. Konzertfotografien bilden jedoch nicht den Schwerpunkt.

 Künstlerin Clara Meurer vor ihren Schwarz-Weiß-Fotografien in der Leica-Galerie.

Künstlerin Clara Meurer vor ihren Schwarz-Weiß-Fotografien in der Leica-Galerie.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Was mich berührt“ hat Clara Meurer ihre Werkschau überschrieben, die bis 29. Januar in der Leica-Galerie in der Kö-Galerie zu sehen ist. Die Düsseldorfer Fotografin zeigt dort Arbeiten der vergangenen Jahre. Der Titel ihrer Ausstellung ist gut gewählt, denn die Bilder, die im Untergeschoss der Leica-Galerie hängen, berühren den Betrachter nicht minder als die Künstlerin. Die Werkschau umfasst Porträts, Naturaufnahmen und Konzertfotos. Clara Meurer arbeitet weitgehend in Schwarz-Weiß.

„Ich mache nur selten eine Ausnahme, beispielsweise wenn die Toten Hosen fragen, ob ich ihnen nicht ein paar Pressefotos machen kann“, verrät die studierte Grafikerin und gibt zu: „Konzertfotografie ist nicht meine Priorität. Zum einen, weil es anstrengend ist, mich in der Menge der Fans als Fotografin zu behaupten, und zum anderen, weil es mich mehr reizt, ganz nah an mein Motiv heranzugehen.“

Die Ehefrau von Hosen-Bassist Andi Meurer begleitete die Band mehrfach auf ihren Touren und hat dabei die Highlights der Konzerte eingefangen. „Ich habe immer eine Setlist und weiß, wann sie welches Stück spielen“, sagt sie. „Ich weiß, wann Andi bei ‚Liebeslied‘ springt, denn so macht er es nur bei diesem Stück. Mit Glück fange ich genau den Moment ein.“ Eben so ein Andi-Sprung-Moment ist auf der den Hosen gewidmeten Wand der Ausstellung zu sehen.

Bewusst habe sie diese Bilder in den hinteren Teil des Raums hängen lassen, erklärt Meurer. Denn das, was ihr vor allem am Herzen liegt und sie als Künstlerin reizt, soll den Besuchern nicht den Blick durch ihre Konzertaufnahmen verstellen.

Damit wären wir bei den berührenden Momenten. Clara Meurer besuchte 2016 die Flüchtlingsunterkunft am Mannesmannufer. „Ich bin dorthin gegangen und habe gefragt, ob ich Kinder fotografieren darf. Ich war überrascht, wie offen man meinem Anliegen gegenüber war“, erinnert sie sich. „Ich wollte auf den Bildern nicht nur die kahlen Räume mit den Metallbetten im Hintergrund haben, deshalb bin ich mit den Kindern oft rausgegangen“, erzählt Meurer.

Viel gesprochen habe sie dabei nicht, sagt sie. Zum einen, weil sie die Sprache der Kinder nicht kennt und zum anderen, weil sie nicht beeinflussen wollte. „Ich kommuniziere lieber durch Blicke, so entstehen sehr intime Aufnahmen“, gibt sie Einblick in ihre Arbeitsweise. In ihren Porträts fing sie mehr ein als den richtigen Augenblick. Man spürt beim Betrachten der Aufnahmen, welche prägenden Erlebnisse die Kinder gehabt haben müssen, bevor sie in Düsseldorf ankamen und wie unterschiedlich sie damit umgehen.

Eine weitere Porträtreihe zeigt Menschen, die Clara Meurer auf Reisen getroffen hat. Auch auf diesen Aufnahmen fokussiert sie den Blick des Betrachters auf das Wesentliche. „Ich inszeniere nichts, lasse ihnen und mir Zeit, um das Foto zu machen“. Obwohl sie digital fotografiert, sei sie sparsam mit dem Auslöser. „Ich mache vergleichsweise wenig Fotos mit meiner Digital-Kamera.

Einzige Ausnahme bilden die Konzertfotos, da mache ich schon mal über 1000 Bilder an einem Abend.“ Clara Meurer hat noch eine dritte Motivleidenschaft: Wälder. „Ich liebe die Natur, bin gerne draußen im Wald unterwegs“, sagt sie. Es sei die Stille, die sie fasziniere. „Spannend finde ich vor allem die Linien in der Natur, die eine Ordnung in das scheinbare Chaos bringen“, erklärt sie mit Blick auf ein Bild, das einen dicht mit Unterholz bewachsenen Wald zeigt, während ein anderes Motiv Bäume zeigt, die hoch und gerade gewachsen sind und eben diese von ihr erwähnte Ordnung zu spiegeln scheinen.

Ob sie irgendwann wieder einmal analog fotografieren wird, möchte Clara Meurer nicht ausschließen. „Ich habe das ja mal gelernt“, sagt sie. Natürlich sei die Arbeit mit einer Digital-Kamera leichter. „Aber mein Mann Andi hat so ein altes analoges Schätzchen im Regal stehen. Ich habe schon Lust, damit einmal loszuziehen“, sagt Clara Meurer schmunzelnd und ist sicher, dass es wieder eben jene Momente sein werden, die sie ganz besonders berühren, um dann auf den Auslöser zu drücken.

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