Gewalt in Stadien: Viele Ideen, keine Lösungen

BVB-Chef Watzke fordert Haft für Randale-Fans

Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Foto: Judith Michaelis

Wer immer sich auf die Aussagen des Dortmunder Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke genervt zurücklehnt und glaubt, alles sei schon dagewesen, dem sei gesagt: Watzkes Ansinnen bringt eine neue Qualität in die Debatte.

Dass ausgerechnet Borussia Dortmund harte und schnelle Strafen wie Haft für Problem-Fans fordert, verwundert ob der Volkstümlichkeit des Clubs auf den ersten Blick. Mit Anhängern legt sich niemand gerne an, zumal der Fußball so eigenartig funktioniert, dass die kleine Zahl von Straftätern von der Masse der durchaus friedliebenden Intensiv-Fans gedeckt wird. Statt sich gegen die Idioten aufzulehnen, investieren jene Anhänger in den Kampf gegen die Sanktionen, die ihnen diese Idioten einbrocken — sei es aus Sympathie oder aus Angst. Dieses Merkmal macht es den Vereinen so schwer, Herr über das Geschehen zu werden.

Borussia Dortmund steht besonders unter Druck. Weil der Verein viel Ärger mit Nazis und anderen Problemfans hat. Watzke hat mit klarem Wort ein Zeichen setzen wollen vor dem Heimspiel gegen Schalke. Ein emotionales Derby an einem Dienstagabend unter Flutlicht, für das beide Clubs seit Wochen täglich schweißtreibend untereinander und mit der Polizei kommunizieren. Im Oktober 2013 hatte es heftige Krawalle gegeben, im Nachgang gab es hunderte Stadionverbote.

Dialog oder Konfrontation — das ist der Richtungsstreit, Grautöne gibt es, aber sie sind kaum mehr sichtbar im bebenden Kessel Bundesliga. Vereine, die weniger unter Druck stehen als Dortmund oder der 1. FC Köln, setzen auf Dialog und Vorbeugung. Die anderen geben den gewaltigen Druck an die Randale-Fans weiter. Wie Hannover, das Vereinsstrafen an Täter weiterreicht. Wie auch die Politik: NRW-Innenminister Jäger will Gewalttäter konsequent verfolgen, Ermittlungen länderübergreifend bündeln. Dortmunds Weg für eine neue Gesetzesregelung nur für Fußball-Fans ist die Fortführung einer Idee, die sich speist aus der Kapitulation des Fußballs vor den gesellschaftlichen Problemen. Die Vereine fühlen sich zurecht alleingelassen. Dass auf jeden Vorfall die Bestrafung für den Verein folgt, kann tatsächlich nicht die letzte Lösung sein.

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