Der Musik-Tausendsassa: Quincy Jones wird 80

New York (dpa) - Wenn es einen Papst der Musikszene gäbe, dann wäre es vielleicht Quincy Jones. Der Amerikaner hat alles gemacht, was in der Musikindustrie möglich ist: gespielt, komponiert, arrangiert und dirigiert.

Er produzierte Platten, Filme und Fernsehshows, gründete das Plattenlabel „Qwest Record“ und das Musikmagazin „Vibe“. Und vor allem schrieb er Musikgeschichte und hinterließ tiefe Spuren in der Szene. Am 14. März wird er 80 Jahre alt.

Geboren wurde Quincy Delight Jones 1933 in Chicago, aber er wuchs im abgelegenen Bundesstaat Washington auf. Arm ist kein Ausdruck, die Familie aß ihm zufolge selbst Ratten. Doch der 14-Jährige traf einen drei Jahre älteren Jungen und beide musizierten. Der andere Teenager war blind, aber ein verdammt guter Musiker. Er hieß Ray Charles.

Mit 18 brach Jones seine Musikausbildung ab und ging mit Lionel Hampton auf Tournee. Ein paar Jahre später spielte er für Dizzy Gillespie und lernte das Dirigieren und Arrangieren. 1957 erlernte er in Paris auch die Kunst des Komponierens. Mit Mitte 20 hatte er schon fast alles gemacht, was man mit Musik so machen konnte.

„Das waren meine Lehrer“, sagte Jones einmal und zählte dann auf: Louis Armstrong, Count Basie, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Miles Davis, Duke Ellington und andere. Seinen Spitznamen verpasste ihm Frank Sinatra: „Q“. „Es ist unglaublich“, sagt er selbst. „Ich war gesegnet, mit jedem großen Musikstil in Amerikas Geschichte arbeiten zu dürfen. Das ist Wahnsinn. Und so etwas kann man nicht planen.“

Jones war immer ein Revolutionär. Nicht, weil er 1961 schon mit 28 Vizepräsident einer Plattenfirma wurde. Sondern weil er der erste Schwarze in dieser Position war. Was heute unvorstellbar ist: Bis in die achtziger Jahre hinein hatten Schwarze in der Musikszene nicht viel zu melden. Sie spielten Jazz und später auch Pop, doch dominiert wurde die Branche von Weißen - erst recht wenn es um das Entscheiden und das Abkassieren ging.

Ein Meilenstein dabei war 1982 Michael Jacksons „Thriller“. Produzent der bis heute erfolgreichsten Popscheibe: Quincy Jones. Die beiden mochten sich nicht besonders, wussten aber, was sie aneinander hatten: Profis. Song für Song gingen sie noch einmal das Album durch und machten aus der Schallplatte eine Legende.

„Wenn es einen gemeinsamen Nenner gibt, dann sind es Mut und Musikalität. Ich will Musik, bei der ich eine Gänsehaut habe, Musik, die mein Herz und meine Seele berührt“, sagte Jones einmal. Er scheint den Geschmack zu treffen. 79 Mal wurde er für einen Grammy nominiert, Rekord! Bekommen hat er den wichtigsten Musikpreis der Welt 27 Mal. Nur Georg Solti hat mehr, nämlich 32.

„Q“ hat übrigens einen Bruder - wenn auch nur einen „himmlischen Zwilling“, wie sie es selbst nennen: Jones und Oscar-Gewinner Michael Caine sind am selben Tag und mit nur wenigen Minuten Unterschied geboren - allerdings auf unterschiedlichen Seiten des Atlantiks. Der Brite und der Amerikaner wollen erneut ihre Geburtstage zusammen mit einer großen Gala in Las Vegas feiern. Barbra Streisand, Bono, Carlos Santana und Whoopi Goldberg sollen ebenso dabei sein wie Scarlett Johansson, Terrence Howard, Chaka Khan, will.i.am und Herbie Hancock. Die Einnahmen des Abends wollen die „himmlischen Zwillinge“ spenden.

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