Russel Crowe im Fantasy-Spektakel „Noah“

Regisseur Darren Aronofsky macht aus der Bibel ein Fantasy-Spektakel, das weder durch Effekte noch durch Drama überzeugt.

Russel Crowe im Fantasy-Spektakel „Noah“
Foto: Niko Tavernise/Paramount Pictures

Es schüttet in Strömen. Die Wasser des Himmels und der Erde schließen sich zur Sintflut zusammen und reißen alles mit sich. Drinnen in der Arche sitzen Noah (Russell Crowe) und seine Familie unter Deck und hören die Hilfeschreie der Verdammten. Mit steinerner Mine besteht Noah darauf, dass die Ertrinkenden den Tod verdient hätten und die Eliminierung des Menschengeschlechtes des Schöpfers gerechter Wille sei.

Russel Crowe im Fantasy-Spektakel „Noah“
Foto: Niko Tavernise/Paramount Pictures

Aus dem Religionsunterricht hat man Noah als gottesfürchtigen, gutmütigen Menschen in Erinnerung, der sich beherzt daran machte, Flora und Fauna vor der ihm prophezeiten Katastrophe zu retten. In Darren Aronofskys („Black Swan“) „Noah“ wird der Erbauer der Arche zum grimmigen Vollstrecker, der ohne Rücksicht auf Verluste tut, was sein Glaube ihm befielt.

Schon vor der Sintflut sieht die Erde in Aronofskys alttestamentarischer Vision aus wie nach der Apokalypse. Eine karge verwüstete Landschaft, ein geschundener Planet, auf dem die Menschen gewütet und die Schöpfung zerstört haben.

Noah lebt mit seiner Frau Naameh (Jennifer Connelly) und den drei Söhnen Japheth (Leo McHugh Carroll), Shem (Douglas Booth) und Ham (Logan Lerman) von den wenigen Pflanzen, die die Erde ihnen noch zu geben vermag, während der Rest der Menschheit die letzten Tiere und sich gegenseitig verspeist.

Als in Alpträumen die Bilder der Sintflut auftauchen und Noah den Rat seines Großvaters Methusalem (Anthony Hopkins) eingeholt hat, beginnt er mit dem Bau der Arche. Aber nicht nur die Tiere kommen in dreidimensionaler digitaler Pracht herbeigeströmt, um ein Ticket auf dem Überlebensschiff zu bekommen, sondern auch die finstere Menschenbrut will mit. Als der Regen einsetzt, wird eine wilde Schlacht entfacht, in der Noah seine Arche gegen die heranstürmende Armee der Verdammten verteidigt. Er tut dies nicht allein, sondern im Verein mit sogenannten Wächtern — steinerne Riesen, die aussehen wie aus dem „Herr der Ringe“-Fundus.

Unter Aronofskys Regie wird die biblische Vorlage zum hochgerüsteten Fantasy-Spektakel ausgebaut, das bierernst zur Sache geht und deshalb immer wieder zum verlässlichen Quell unfreiwilliger Komik wird. Das gilt nicht nur für die Steinriesen, die das hochbudgetierte Unternehmen über lange Strecken auf Videospiel-Niveau herunterbrechen, sondern auch für Russell Crowe, der seinen Noah mit testosteronüberfrachteter Dauerbittermine verkörpert.

Aronofskys „Noah“ ist eine krude Mischung zwischen Blockbuster-Nonsens, extrem freizügiger Bibelauslegung und pessimistischer Öko-Botschaft, in der Noah vom überzeugten Veganer zum militanten Menschenverächter mutiert.

Als der Patriarch den Auslöschungsgedanken auch auf die eigenen Nachkommen überträgt, kommt es zum familiären Stresstest auf der Arche. Aber selbst als Tragödie um einen übereifrigen Gottesdiener kann „Noah“ nicht überzeugen. Nach Ökokatastrophe, ermüdender Endzeitschlacht und gigantischer Sintflut wird auch das Familiendrama im gigantomanischen Pathos ertränkt

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