Rasante Testfahrt : Ford GT: Tage des Donners
Berlin (dpa-infocom) - Normalerweise heißen die Konkurrenten VW oder Opel. Doch jetzt nimmt Ford Ferrari und Co ins Visier: Nach einem quälend langen Vorspiel, das von einem spektakulären Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans gekrönt wurde, bringen die Amerikaner in diesem Sommer den neuen GT nach Europa.
Der Ford GT kann es nicht nur beim Design und den Fahrleistungen mit jedem anderen Supersportwagen aufnehmen, sondern auch beim Preis. Denn mit rund 530 000 Euro wird er zum teuersten Ford aller Zeiten.
Kampfjet auf Rädern
Dafür gibt es eine Art Kampfjet auf Rädern, dem sie nur für die Zulassung die Flügel gestutzt haben. Mit Spiegeln 2,24 Meter breit und nicht einmal 1,10 Meter hoch, von Luftkanälen zerfurcht und ohne Rücksicht auf die Form allein auf Funktion getrimmt, kauert er auf der Straße wie ein Starfighter auf der Startbahn. Wenn man aufs Gas tritt, fühlt es sich ganz ähnlich an: Denn im Nacken der beiden Passagiere tobt ein 3,5 Liter großer V6-Motor, den die Ford-Entwickler mit zwei Turbos und jeder Menge Hightech zu einem waschechten Renntriebwerk aufgerüstet haben.
Deshalb leistet er jetzt 482 kW/656 PS und reißt mit bis zu 757 Newtonmeter an den 20-Zoll großen Gummiwalzen im Heck. Wenn die hübsch warm sind und die Fahrbahn griffig ist und vor allem wenn der Fahrer nicht zaudert, dann legt der GT einen Katapultstart hin, dass einem Höhen und Sehen vergeht: Von 0 auf 100 km/h in 2,8 Sekunden und ohne die geringste Anstrengung 200 Sachen - wo jedem anderen Ford die Puste ausgeht, atmet der GT noch einmal richtig durch und beschleunigt unbeirrt auf bis zu 347 km/h. Da wird die Luft selbst unter den Supersportwagen dünn.
Kurven jenseits der physikalischen Grenzen
Allerdings ist er nicht nur auf der Geraden schnell: Spätestens wenn man in den Track-Modus wechselt und das Auto sich von jetzt auf sofort noch einmal fünf Zentimeter tiefer auf den Asphalt fallen lässt, wird das Biest zur Bestie und verschlingt auch Kurven mit einem Appetit, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Aerodynamik saugt den Wagen förmlich auf die Fahrbahn, die Cupreifen entwickeln fast magnetische Kräfte und zusammen mit dem als Airbrake aufgestellten Spoiler haben die Bremsen einen derart kompromisslosen Biss, dass einem die Augen aus den Höhlen treten, wenn man in die Eisen tritt.
Mit Hosenträgergurten in einem winzigen Cockpit festgeschnallt und dem Beifahrer näher, als es einem in der Hitze des Gefechts lieb ist, rast man wie im Rausch und fragt sich mit jeder Kehre, ob die Grenzen der Physik heute aufgehoben sind, so sicher lässt sich der GT trotz des lasziv nach außen drängenden Hecks um den Kurs führen. Nur gut, dass wie in der Formel 1 alle Bedienelemente am Lenkrad angebracht sind. Denn jetzt die Hände vom Steuer zu nehmen, das mag bei diesem Höllenritt niemand riskieren.