Sanierungsplan: Wie Opel gerettet werden soll

General Motors, die Mitarbeiter und der Staat sollen den Autobauer gemeinsam flott machen.

Frankfurt. Mit harten Einschnitten und staatlicher Milliardenhilfe will das Management den Autobauer Opel wieder flott machen. Wir beantworten wichtige Fragen:

Nicht einmal vier Wochen nach seinem Amtsantritt als Opel-Chef legt der als harter Sanierer geltende Brite Nick Reilly Anfang Februar einen Plan vor, der Opel zurück in die Erfolgsspur bringen soll. Der Plan sieht vor: Gut 8300 von europaweit 48 000 Stellen werden gestrichen. Für die vier deutschen Opel-Werke (Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern, Eisenach) würde das bedeuten: etwa 3900 Jobs in Produktion und Verwaltung fallen weg. Die Produktionskapazität in Europa will das Management um 20 Prozent senken. Eines der ersten Opfer: Das Werk im belgischen Antwerpen, von dem sich Opel Ende 2010 trennt. Die Opel-Mutter General Motors (GM) nimmt für die Neuausrichtung ihres Europageschäfts 1,9Milliarden Euro in die Hand.

In Europa sollen bis zum Jahr 2014 jährlich 265 Millionen Euro Lohn- und Personalkosten eingespart werden, 177Millionen Euro davon in Deutschland. Die Gelder werden auf einem Treuhandkonto verwahrt und können mit Zinsen an die Mitarbeiter zurückgegeben werden, wenn der Autobauer geplante Projekte nicht umsetzt.

Für die vier deutschen Standorte (Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern, Eisenach) wurden mehrere Maßnahmen vereinbart: Die für den Zeitraum vom 1. Mai 2010 bis 31. März 2011 vorgesehene tarifliche Einmalzahlung in Höhe von 320 Euro brutto (Auszubildende: 120Euro brutto) entfällt. Die durch die Tarifabschlüsse für die Metall- und Elektroindustrie im Februar 2010 vorgesehene Erhöhung der Tarifentgelte ab dem 1. April 2011 in Höhe von 2,7 Prozent wird auf den 31. Januar 2012 verschoben. Das Urlaubsgeld sowie die Weihnachtsgratifikation für die Jahre 2010 und 2011 wird halbiert.

General Motors fordert insgesamt 1,8 Milliarden Euro von den europäischen Ländern für die Opel-Sanierung - vor allem Bürgschaften, gerne aber auch Kredite. In Deutschland sollen der Bund und die vier Bundesländer mit Opel-Werken (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen) zusammen für gut eine Milliarde Euro bürgen. Opel sieht sich als Opfer der Wirtschaftskrise und begründet damit auch den Anspruch auf staatliche Hilfen. Presseberichten zufolge soll die Deutsche Bank als Konsortialführerin das öffentlich abgesicherte Kreditgeschäft abwickeln.

Rechtlich problematisch ist die Lage, weil Opel nach den Regeln des "Deutschlandfonds", aus dem die deutschen Garantien gewährt werden sollen, kein Opfer der aktuellen Krise ist. Der Autobauer schreibt nämlich schon seit Jahren rote Zahlen. Der Bund fürchtet zudem, dass letztlich deutsches Steuergeld in den Kassen von GM in den USA versickern könnte. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte daher wiederholt seine Skepsis gegenüber Staatshilfen für Opel betont und sieht GM in der Pflicht. Der Staat könne nicht ständig mit dem Feuerlöscher herumrennen, befand Brüderle.

Großbritannien hat nach Opel-Angaben bereits 300Millionen Euro zugesagt, aus Spanien gebe es positive Signale. In Polen und Österreich laufen die Gespräche über staatliche Hilfen noch.

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