Haas im French-Open-Viertelfinale - nun gegen Djokovic

Paris (dpa) - Tennis-Phänomen Tommy Haas ist auf seine alten Tage in sein erstes French-Open-Viertelfinale gestürmt und fordert am Mittwoch Kohlschreiber-Bezwinger Novak Djokovic heraus.

Nachdem Kohlschreiber den Weltranglisten-Ersten am Montag beim 6:4, 3:6, 4:6, 4:6 zumindest ärgerte, will Haas nach dem überraschend glatten 6:1, 6:1, 6:3 über den Russen Michail Juschni seinen jüngsten Sieg über Djokovic wiederholen.

„Er ist immer wieder die größte Herausforderung“, betonte der 35 Jahre alte Hamburger, der sich vor gut zwei Monaten in Miami durchgesetzt hatte. „Ich habe viel Respekt vor Tommy. Er spielt mit sein bestes Tennis der vergangenen fünf, sechs Jahre“, antwortete Djokovic. Der Serbe hat alle Grand-Slam-Turniere gewonnen - außer den French Open. „Das ist der Pokal, der ihm fehlt, da ist er heiß“, mutmaßte Haas.

In Paris sorgt der Alterspräsident des Turniers weiter für großes Aufsehen und ist dort der älteste Viertelfinalist seit 1971 - angesichts dieses Fakts grinste Haas schelmisch und ballte die linke Faust. „Es ist vielleicht eine Sache, an die ich nicht mehr richtig geglaubt hätte“, gestand Haas angesichts der Viertelfinal-Premiere.

Die bislang letzten deutschen Viertelfinalisten in Roland Garros hießen Michael Stich und Bernd Karbacher, das ist 17 Jahre her. Haas hat nun bei jedem der vier Grand-Slam-Turniere die Runde der besten Acht erreicht. Dies war in der Ära des Profi-Tennis als einzigen Deutschen zuvor nur Boris Becker und Stich gelungen.

Kohlschreiber blieb der erstmalige Sprung in ein Grand-Slam-Viertelfinale dagegen erneut versagt. „Ich habe alles herausgeholt, was die Auslosung hergab“, sagte er nach der Niederlage gegen Djokovic und analysierte: „Ich habe einfach die Big Points nicht gemacht. Die hat alle er gemacht. Da spielen die Guten dann lockerer, und er ist auch besser geworden.“ In Paris war der Bayer auch 2009 im Achtelfinale gescheitert.

Haas ist dagegen der älteste Viertelfinalist bei einem Grand-Slam-Turnier seit Andre Agassi bei den US Open 2005. „Agassi ist ein Vorbild von mir. Er hat mit 35, 36 noch unmenschliches Tennis gespielt“, sagte Haas, wenngleich er die Diskussionen um sein Alter selbst weniger wichtig nimmt. „Für viele ist das ein Wunder. Ich beschäftige mich persönlich nicht damit“, sagte er, meinte aber auch: „Ich möchte diese Welle so lange wie möglich reiten.“

Dafür wäre am Mittwoch der vierte Erfolg über Djokovic im achten Vergleich nötig. Vor sieben Jahren verlor er das erste Duell - damals im Stade Roland Garros.

Der 14. der Weltrangliste hielt sich an einem kühlen und windigen Vormittag auf dem Court Suzanne Lenglen nur 84 Minuten mit Juschni auf, was Haas nach der nervenaufreibenden Viereinhalb-Stunden-Tortur gegen John Isner sehr entgegen kam. Der 31. der Weltrangliste aus Moskau machte kurz vor dem Ende des ersten Satzes mit einem Urschrei seinem Frust Luft, nach dem Haas-Break zum 3:0 drosch Juschni mit seinem Schläger so lange auf seine Spielerbank ein, bis das geschundene Racket endlich kaputt war. Haas meinte: „Ich liebe diese Sachen.“ Juschni sah es später so: „Der Schläger hat Pech gehabt.“

Kurz nach diesem Match musste Kohlschreiber auf den Centre Court. Vier Jahre nach seinem glatten Erfolg über Djokovic in Paris präsentierte er sich in starker Verfassung. Bei seinem ersten Duell gegen eine aktuelle Nummer eins agierte der 19. der Weltrangliste mutig und holte den ersten Satz nach einem Netzroller. Der Branchenprimus erschütterte den Court Philippe Chatrier einmal mit einem Schrei. Djokovic steigerte sich jedoch und machte das eine oder andere knappe Spiel, weil Kohlschreiber angesichts seines hohen Risikos naturgemäß auch Fehler unterliefen. Nach 2:42 Stunden hatte die gutklassige Partie letztlich den erwarteten Sieger.

Auch die Titelverteidiger kamen weiter. Der Spanier Rafael Nadal gewann an seinem 27. Geburtstag 6:4, 6:1, 6:3 gegen den Japaner Kei Nishikori und trifft nun auf den Schweizer Stanislas Wawrinka, der den Franzosen Richard Gasquet nach 4:15 Stunden in fünf Sätzen niederrang. Vorjahressiegerin Maria Scharapowa aus Russland besiegte Sloane Stephens aus den USA 6:4, 6:3.

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