DLV-Asse wecken EM-Hoffnungen, Bartels 14. Titelgewinn

Dortmund (dpa) - Auch ohne einige der großen Olympia-Stars hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) für die Hallen-EM in Göteborg vielversprechende Trümpfe zu bieten.

Die Weitspringer Christian Reif und Sebastian Bayer, das Kugelstoß-Duo Ralf Bartels und Christina Schwanitz oder Sprinterin Verena Sailer weckten vor 4000 Zuschauern sogar goldene Medaillen-Hoffnungen am ersten Tag der 60. deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund.

DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen geht davon aus, dass „mindestens 30 Athleten“ bei der Hallen-Europameisterschaft am kommenden Wochenende an den Start gehen werden. 28 Sportler hatte bereits vor den nationalen Titelkämpfen die EM-Norm erfüllt. Von den Hallen-EM 2009 und 2011 brachten die DLV-Asse je zehn Medaillen mit.

Das Duell in der Sandgrube zwischen den Europameistern von 2010 (Reif) und 2012 (Bayer) gehörte einmal mehr zu den Höhepunkten. Dabei hatte diesmal der Rehlinger Reif mit 8,06 Metern die Nase vorn. „Ich bin platt, der Wettkampf hat mir alles abverlangt“, sagte Reif. Nach zwei Titelgewinnen hintereinander musste sich der noch nicht total fitte Wahl-Hamburger Bayer mit dem zweiten Platz und 7,97 Meter begnügen. Allerdings hatte er bei zuvor erst einem Hallen-Meeting nur zwei Sprünge absolviert. In Dortmund verzichtete er aus Vorsicht auf drei von sechs Versuche. „Mein Ziel war die Norm zu springen. Das war ein Signal für mich, in Göteborg richtig anzugreifen“, so Bayer.

Ein Phänomen ist Ralf Bartels. Der 35-jährige Neubrandenburger holte sich mit dem letzten Versuch über 20,08 Meter seinen insgesamt 14. nationalen Titel im Kugelstoßen. Damit verdrängte er noch Marco Schmidt (Sindelfingen/19,71) auf Rang zwei. „Gott sei Dank, ist mir ein guter letzter Versuch gelungen“, meinte der Hallen-Europameister von 2009 und 2011 nach seinem „suboptimalen“ Auftritt erleichtert. Bartels will nach der WM im Sommer in Moskau seine Karriere beenden. Der Olympia-Zweite David Storl verzichtete auf Hallen-Wettkämpfe.

Keine andere Athletin auf der Welt stieß die Kugel bisher weiter als Christina Schwanitz vom LV 90 Erzgebirge. Mit ihrer Siegerweite von 19,79 Meter steigerte sie ihre bisherige Bestleistung um 21 Zentimeter und nimmt nun eine EM-Medaille ins Visier. „Es wäre schön, wenn ich dort auch gewinnen würde, aber man darf sich nie zu sicher fühlen“, meinte die Fünfte der Freiluft-EM nach ihrem zweiten Titelgewinn. Zweite wurde die EM-Vierte Josephine Terlecki aus Magdeburg mit 17,69 Metern. Vorjahressiegerin Nadine Kleinert (Magdeburg) hatte die Hallen-Saison abgebrochen.

Ex-Europameisterin Verena Sailer (Mannheim) holte unangefochten ihren elften deutschen Titel, obwohl sie vorher mit einer Grippe laboriert hatte. In 7,18 Sekunden ließ sie die Münsteranerin Tatjana Pinto (7,24) hinter sich. „Für mich war es wichtig vor der EM noch mal zu laufen“, meinte die 27-Jährige. Bei den Männern flitzte der Wattenscheider Julian Reus in neuer persönlicher Bestzeit von 6,56 Sekunden als schnellster ins Ziel.

Über 60 Meter Hürden der Männer lief Erik Balnuweit (Leipzig) in 7,61 Sekunden dem Meister von 2011 und 2012, Gregor Traber (Sindelfingen/6,68) deutlich davon. Auch bei den Hürdensprinterin hatte Vorjahresgewinnerin Cindy Roleder (Leipzig/8,11) gegen Nadine Hildebrand (Sindelfingen/8,07) das Nachsehen. Über 3000 Meter konnte der frühere Vizeuropameister Carsten Schlangen aus Berlin als Sieger (7:55,37 Minuten) die EM-Norm nicht knacken. Unter diesem Druck stand Corinna Harrer (Regensburg/9:04,21) über die gleiche Distanz nicht: Das EM-Ticket hatte sie schon vor ihrem zweiten Titelgewinn geholt.

Den ersten deutschen Hallen-Titel ihrer Karriere sicherte sich Stabhochspringerin Kristina Gadschiew (Zweibrücken) mit 4,40 Meter vor Annika Roloff (Holzminden/4,35). Die Olympia-Sechste Lisa Ryzih (Ludwigshafen) pokerte zu hoch und scheiterte an der von ihr gewählten Einstiegshöhe von 4,40 Meter. Nicht angetreten war Hallen-Vizeeuropameisterin Silke Spiegelburg (Leverkusen).

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