Sven-Gören Eriksson feiert seinen 65.

Berlin (dpa) - Beinahe hätte Sven-Gören Eriksson seinen 65. Geburtstag in der Stadt feiern können, in der er einen seiner prestigeträchtigsten Erfolge bejubelte. Stattdessen zog es den weit gereisten Schweden in die Wüste.

Eine Anstellung beim TSV 1860 München lehnte Eriksson dankend ab. Er stößt lieber als Technischer Direktor von Al Nasr in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf seinen 65. Geburtstag am Dienstag an.

Eriksson kam schon viel rum in seiner Karriere als Coach. Die eigenen fußballerischen Fähigkeiten ließen keine derart global erfolgreiche Laufbahn zu. Zwei Spielzeiten in der zweiten schwedischen Liga waren das höchste der Gefühle. Eine Knieverletzung und ein paar warme Worte seines damaligen Trainers veranlassten Eriksson mit 27 Jahren vom Spielfeld neben den Platz zu wechseln. Genauer: Auf die Trainerbank.

Von dort aus feierte Eriksson reichlich Erfolge, er schrieb zudem als erster Ausländer auf dem Trainerposten der englischen Nationalmannschaft Geschichte. Leicht hatte er es dort aber nicht. Die „Daily Mail“ ereiferte sich und schrieb von einem „Skandal“. Eriksson, auch äußerlich stets ein Gentleman, ließ sich aber nicht beirren, verbuchte die bis dahin beste Bilanz eines englischen Nationalcoaches mit fünf Siegen und führte die „Three Lions“ am 1. September 2001 zu einem legendären 5:1-Sieg in der WM-Qualifikation im Münchner Olympiastadion gegen die deutsche Auswahl.

Selbst den damaligen Premierminister beeindruckte die Leistung unter dem schwedischen Coach. „Der Premierminister hat seine Glückwünsche zu einer unglaublichen Vorstellung und einem wunderbaren Sieg an Sven-Göran Eriksson und die gesamte englische Mannschaft geschickt“, sagte ein Sprecher von Tony Blair.

Mit einem Titel klappte es in Erikssons Amtszeit von 2001 bis nach der WM 2006 in Deutschland aber nicht, obwohl er das Team dreimal nacheinander bis ins Viertelfinale geführt hatte. Die englischen Medien nahmen ihm den Auftritt in Deutschland aber übel. „Er verzockte unser Geld, er verzockte unser Talent, und er verzockte unsere Weltmeisterschaftsträume“, schrieb das Boulevardblatt „The Sun“ nach dem WM-Aus 2006, bei dem der englischen Mannschaft Tugenden wie Kampfeswillen und Einsatz abgesprochen worden waren. Dennoch kehrte Eriksson wieder auf die Insel zurück: Nach einem Jahr Pause übernahm er 2007 Manchester City. Aber nur kurz.

Im Jahr darauf heuerte er als Nationaltrainer Mexikos an, ein Umweg über den englischen Viertligisten (!) Notts County führte ihn zur Elfenbeinküste. Bei der WM in Südafrika scheiterte das Team aber in der Vorrunde. Bereits früh in seiner Karriere feierte er große Erfolge. Mit 31 übernahm er den schwedischen Spitzenverein IFK Göteborg und führte den Club zu Pokalsiegen, Meisterschaft und dem Gewinn des UEFA-Cups 1982 (Sieg in den Finalspielen über den Hamburger SV). Anschließend gewann er mit Lazio Rom den italienischen Pokal, den nationalen Supercup sowie den Europapokal der Pokalsieger und das Double. Da fällt der Posten des Technischer Direktors beim arabischen Club Al Nasr beschaulicher aus. An den Ort seines Prestigeerfolgs wollte er ja nicht.

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