Bayern Gruppensieger trotz 2:3-Pleite in Rom

Rom (dpa) - Trotz einer fahrlässigen 2:3 (2:0)-Pleite beim AS Rom hat der FC Bayern den Gruppensieg in der Champions League geschafft.

Der schon zuvor für das Achtelfinale qualifizierte deutsche Fußball-Meister gab im Stadio Olympico eine souveräne 2:0-Führung aus der Hand und verpasste damit nach zuvor vier Siegen einen neuen Startrekord. Nationalstürmer Mario Gomez brachte die Münchner mit seinen Toren fünf und sechs im laufenden Wettbewerb (33./39.) in Führung, doch nach zahlreichen Abwehrpatzern der Bayern drehte der Tabellenfünfte der Serie A noch die Partie. Nach dem Anschlusstreffer von Marco Borriello (49.) sorgten Daniele de Rossi (81.) und der eingewechselte Francesco Totti (84.) mit einem verwandelten Foulelfmeter für die Wende. Durch das 2:0 im Hinspiel ist den Bayern der Sieg in der Gruppe E aber nicht mehr zu nehmen.

„Nach dem Gegentor gerieten wir unter Druck“, gab Bayern-Kapitän Philipp Lahm zu, „aber wir sind Erster und das war unser Ziel. Nach der 2:0-Führung muss man natürlich auch hier punkten.“ Trainer Louis van Gaal wirkte zunächst ernüchtert und fassungslos nach der verschenkten Führung. „Nach dem 2:0 haben wir die Partie wieder weggegeben wie in Gladbach und Leverkusen. Das ist unglaublich, weil wir so dominant gespielt haben“, analysierte van Gaal, „in der zweiten Halbzeit war vielleicht die Konzentration weg. Eine Niederlage ist nicht gut fürs Selbstvertrauen.“

Franck Ribérys Flehen nach mehr Spielpraxis wurde von van Gaal erhört, und der Franzose durfte nach einer Aussprache mit dem Coach erstmals seit dem 21. September wieder von Beginn an ran. Sein Feingeist benötige nach der Sprunggelenksverletzung wieder Spielpraxis, sagte van Gaal und verriet nach dem Versöhnungsgespräch der beiden: „Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Wesentlich überraschender kam das Pflichtspieldebüt von Ersatzkeeper Thomas Kraft, der bisher nur beim Supercup-Triumph der Münchner gegen Schalke sein Talent andeuten durfte.

Bereits in der dritten Minute konnte sich der 22 Jahre alte Schlussmann bei einem Schuss von Borriello auszeichnen. Anders als bei ihrer destruktiven Defensivtaktik im Hinspiel waren die Römer diesmal wenigstens um Offensive bemüht. Meist wirkte der dreimalige italienische Meister dabei allerdings zu behäbig und nicht zielstrebig genug, aber in der 23. Minute zwang Leandro Greco mit einem Distanzknaller den unaufgeregten Kraft zur nächsten Glanztat.

Geduldig erarbeiteten sich die Münchner mit ihrem gewohnten Positionsspiel und sicheren Passketten Feldvorteile - und gleich bei der ersten gefährlichen Szene vor dem römischen Tor klingelte es. Toni Kroos setzte Ribéry ein, der entschlossene Franzose legte perfekt für Gomez auf, und im Fallen markierte der Schwabe das 1:0. Beim 2:0 profitierte der agile Thomas Müller von einem schlampigen Pass von Jeremy Menez. Müllers Vorlage verwertete Gomez zu seinem 14. Treffer in den vergangenen zehn Pflichtspielen. Beide Treffer waren bezeichnend für die größere Handlungsschnelligkeit der Bayern, mit der sie die überforderte Roma-Defensive immer wieder vor Probleme stellten. „Ich bin hochzufrieden. Wie die Mannschaft sich hier präsentiert, macht sehr großen Spaß“, sagte Bayern-Manager Christian Nerlinger. Den Gomez-Auftritt nannte er sogar „absolute Weltklasse“.

So wehrlos wollten sich die stolzen Römer - in der Liga zuletzt immerhin siebenmal in Serie ungeschlagen - aber nicht düpieren lassen. Mit wesentlich mehr Intensität und Dynamik kam der dreimalige Meister Italiens aus der Kabine. Die Münchner präsentierten sich zunächst unkonzentriert, nachlässig und bauten so die Gastgeber unnötig auf. Nach einem Bayern-Eckball wurde der Tabellenachte der Bundesliga blitzschnell ausgekontert. Menez überlief auf dem rechten Flügel zuerst Timoschtschuk, dann Martin Demichelis und seine Hereingabe stocherte Borriello zum 1:2 ins Netz (49.).

Die Konzentrationspannen in der Bayern-Abwehr häuften sich. Die unsichere Innenverteidigung mit Daniel van Buyten und Demichelis strahlte keine Ruhe aus, im Spiel nach vorn gab's kaum noch Entlastung. Wenigstens auf den starken Kraft war Verlass. In der 61. Minute rettete er gleich zweimal brillant gegen den eingewechselten Brasilianer Fabio Simplicio und Matteo Brighi. Sechs Minuten später entschärfte er mühelos einen Fernschuss von Simplicio.

Erst in der 75. Minute durfte Weltmeister Totti aufs Feld. Und die Präsenz des Publikumsliebling verlieh dem AS Rom neue Flügel. Ein Traumpass von Mirko Vucinic wurde von John Arne Riise verlängert und de Rossi traf zum 2:2. Ausgerechnet Totti sorgte per Elfmeter für die Entscheidung. Kraft hatte Borriello gefoult.

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