Bundesliga-Check Union Berlin - Der etwas andere Bundesligist aus dem Berliner Osten

Berlin · Mit dem FC „Eisern“ Union bereichert ein traditionsreicher Verein mit leidenschaftlichen Fans das Oberhaus.

 Michael Parensen (l)  und Christopher Trimmel vom 1.FC Union Berlin sprechen mit Urs Fischer, Trainer vom 1.FC Union Berlin.

Michael Parensen (l) und Christopher Trimmel vom 1.FC Union Berlin sprechen mit Urs Fischer, Trainer vom 1.FC Union Berlin.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Der 56. Verein, der den Sprung in die Fußball-Bundesliga geschafft hat, ist ein sehr spezieller Club. Der FC Union Berlin, von den Fans mit dem Beinamen „Eisern“ versehen, ist erfrischend anders – und will das auch bleiben.

Was unterscheidet den FC „Eisern“ Union von seinen künftigen Konkurrenten?

Vieles im Stadion „An der Alten Försterei“ im Osten der Hauptstadt atmet Tradition. Neben der digitalen Anzeigentafel gibt es noch die analoge Variante – eine kleine Ziegelsteinbude auf der Tribüne mit zwei Fenstern, daneben zwei Rahmen, in die die Zahlentafeln für den Spielstand geschoben werden. Mitgebaut wurde das Stadion zu einem nicht unerheblichen Teil von den Fans, die für die klamme Vereinskasse auch schon mal zur Blutspende aufgerufen haben. Die Vereinshymne wird von Punk-Ikone Nina Hagen gesungen. Geschäftsführer Oliver Ruhnert ist nebenbei noch Fraktionschef der Linken in seiner Heimatstadt Iserlohn.

Kann der Verein im Haifischbecken Bundesliga seine Einzigartigkeit bewahren?

Als Union im Frühjahr 2017 schon einmal auf Aufstiegskurs lag, gab es im Stadion ein Transparent mit dem Schriftzug „Scheiße, wir steigen auf“. Inzwischen ist man auf den Tribünen gelassener, wie das Transparent „Alles kann, nichts muss“ im Mai 2019 zeigte. Und es gab auch die sogenannte AJ-Bewegung („Aufstieg jetzt“). Als es dann am 27. Mai mit dem 0:0 daheim gegen den VfB geschafft war, brachen alle Dämme. Im Verlauf der folgenden Riesensause verlor Stadionsprecher Christian Arbeit seine Haarpracht und Kapitän Christian Trimmel seine rote Glücksunterhose.

Wer ist dieser Trainer Urs Fischer, der mit Union aufgestiegen ist?

Als Geschäftsführer Oliver Ruhnert vor zwei Jahren das Team umbaute, fand er beim FC Basel in der Schweiz das entscheidende Puzzlestück. Als in Deutschland weitgehend unbekannter Trainer sollte Fischer seinen Job möglichst unbelastet antreten können. „Klare Ansprache, klarer Plan – er versucht, jeden mitzunehmen und besser zu machen“, sagt Ruhnert über den Coach. Fischer setzt auf ein taktisches Grundgerüst, in dem er den Spielern Freiräume lässt. Er sagt über sich selbst: „Ich versuche, die Leute so zu behandeln, wie ich das Gefühl habe, so müsste ich behandelt werden.“

Wie wurde die Mannschaft für die Bundesliga verstärkt?

Ein Kommentator hat Zugänge wie Neven Subotic, Christian Gentner und Anthony Ujah mit dem Etikett „konservativ“ versehen. Union-Kapitän Trimmel nennt sie „sehr wichtig“ und „Top-Transfers“. Die Personalpolitik der Berliner in den vergangenen zwei Jahren war ausgesprochen erfolgreich. Es hat den Anschein, dass sie in Köpenick wissen, was sie tun.

Wer ist der Paradiesvogel im Team?

Rafal Gikiewicz entspricht dem typischen Profil eines Torhüters: Er ist speziell, um nicht zu sagen etwas verrückt. Der Pole redet gerne viel und laut. Bei der Aufstiegsfeier fiel er durch seine Alkoholabstinenz auf. Trotz seiner 31 Jahre hat er dem „Kicker“ erklärt, dass er noch keine Karriere habe: „Ich habe nur ein super Hobby.“ Erst nach einer guten Bundesliga-Saison will Gikiewicz von einer Karriere sprechen.

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