0:4 + 1:6 = 1:10 - Schwarzer Tag für Fußball-Franken

Nürnberg/Fürth (dpa) - Am Ende eines rabenschwarzen Samstags konnte sogar Nürnbergs bemitleidenswerter Torhüter Raphael Schäfer wieder ein wenig lachen.

„So wie das Spiel gelaufen ist, kann ich mit dem 0:4 leben. Bayern hat sich in der zweiten Halbzeit etwas zurückgenommen, das war gut für uns“, sagte der erleichterte „Club“-Kapitän nach der Klatsche im ungleichen bayerisch-fränkischen Bundesliga-Derby beim neuen Meister aus München. Noch schlimmer unter die Räder kam die SpVgg Greuther Fürth, die daheim gegen Borussia Dortmund mit 1:6 unterging.

Zunächst hatte es auch für Nürnberg, nach zuletzt neun Partien ohne Niederlage sogar als Europapokal-Anwärter gehandelt, gegen die Münchner Reservisten-Truppe richtig schlimm ausgesehen. „Ihr seid schlechter als der HSV“, stimmten die Bayern-Fans bereits Hohngesänge an, als die Franken nach nur 24 Minuten schon mit 0:3 zurücklagen. Auch bei Schäfer kam angesichts des Angst-Auftritts seiner Kollegen die Erinnerung an das jüngste 2:9 des Hamburger SV in München hoch.

Wutentbrannt pfefferte der Keeper seine Trinkflasche gegen eine Werbebande, raste auf seine Mitspieler zu und ging einen nach dem anderen lauthals an. „Ich habe versucht, die Leute aufzuwecken“, erklärte der Routinier hinterher. Einfach Angst habe er gehabt, dass „es uns sonst ergeht wie dem HSV, wenn wir so weiterspielen“.

Ganz so schlimm kam es dann nicht. Nach dem Turbo-Start durch Jérome Boateng (5. Minute), Mario Gomez (17.) und Rafinha (24.) schalteten die Münchner einen Gang zurück und kamen in Halbzeit zwei nur noch zu einem weiteren Treffer durch Xherdan Shaqiri (56.). Ins Bild passte, dass die Gäste selbst einen Foulelfmeter (47.) durch Timmy Simons nicht nutzen konnten. „Das war so ein Tag, da hält der Starke den Elfmeter mit dem Kopf“, sagte „Club“-Trainer Michael Wiesinger frustriert mit Blick auf Kopfball-Ungeheuer Tom Starke, der mit seiner ungewöhnlichen Parade das 19. Münchner Zu-Null-Spiel der laufenden Spielzeit (auch eingestellter Ligarekord) sicherstellte.

Fürth traf gegen den anderen deutschen Halbfinalisten in der Champions-League zwar, die Untergangsstimmung beim Schlusslicht konnte dies aber auch nicht verhindern. „Die erste Halbzeit war einfach eine Katastrophe. Das kann einfach nicht sein“, klagte Edgar Prib. „Deshalb konnte ich mich über mein Tor auch gar nicht freuen.“

Verständlich: Nach Belieben spazierte der BVB durch Treffer von Mario Götze (12./45.), Ilkay Gündogan (15./33.), Jakub Blaszczykowski (28.) und Robert Lewandowski (80.) mit seinem 22. Saisontor zum höchsten Bundesliga-Auswärtssieg. Und dass sich die Mannen von Jürgen Klopp dabei noch gnädig mit dem Schlusslicht zeigten, dürfte auch dem angereisten Real-Coach José Mourinho nicht entgangen sein. „Die Dortmunder haben nach dem Wechsel einen gehörigen Gang zurückgeschaltet“, erklärte SpVgg-Coach Frank Kramer und bilanzierte bitter: „Wir sind nach allen Regeln der Kunst vermöbelt worden.“

Der schwarze Samstag tat weh, doch dies dürfte für die fränkischen Bundesligisten spätestens am kommenden Wochenende vergessen sein. Dann steht das brisante Derby an, eine bessere Gelegenheit zur Wiedergutmachung gibt es nicht. „Meine Mannschaft ist sehr charakterstark“, bekräftigte „Club“-Coach Wiesinger. „Wir werden nächste Woche gegen Fürth zurückkehren.“ Und Fürths Trainer mahnte: „Da müssen wir uns ganz anders verkaufen.“ Der Abstieg wäre sicherlich weniger schmerzvoll, wenn man zuvor den großen Rivalen noch einmal so richtig ärgern könnte.

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