1899-Coach bezeichnet Klassenverbleib als „Nebeneffekt“

Wolfsburg (dpa) - Dietmar Hopps Stimme klang brüchig. „Super gekämpft“, sagte der Mäzen von 1899 Hoffenheim und fügte noch kurz und knapp hinzu: „Das war ein verdientes Unentschieden.“

Mehr mochte oder konnte der Milliardär im Kabinengang des Wolfsburger Stadions nicht sagen, ehe er den Torschützen Andreas Beck noch beglückwünschte und in den Arm nahm. Der Abstiegskampf, vor allem aber Naldos später Ausgleich zum 2:2 (1:1) in Wolfsburg hatten den ohnehin wortkargen Hopp offensichtlich mitgenommen.

Trotz des wichtigen Punktgewinns im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga gab es keine glücklichen Gesichter. „Wir hätten den Sack zumachen müssen“, klagte Beck stattdessen: „Wir sind enttäuscht, bis kurz vor Schluss hatten wir drei Punkte.“

Dass Hoffenheim nur mit einem Zähler nach Hause fuhr, lag an Naldo: Der Wolfsburger Innenverteidiger entriss den Gästen in der 86. Minute den möglichen Sieg. 1899-Coach Markus Gisdol tat dennoch so, als wenn ihn das Ergebnis nicht interessieren würde. „Der Abstiegskampf ist nicht das Hauptthema“, behauptete der neue Trainer: „Ich schaue nicht auf die Tabelle. Sie können mir die Tabelle am letzten Spieltag vorlegen.“

Gisdol setzt zumindest verbal andere Prioritäten. „Wir wollen wieder vernünftig Fußball spielen, alles andere blenden wir aus“, erklärte der Coach: „Ich werde die Mannschaft nicht an der Tabellensituation messen.“ Er behauptete sogar: „Der Klassenerhalt kann ein positiver Nebeneffekt sein.“

Zumindest bei seinen Spielern nährt das zweite Spiel unter Gisdol ohne Niederlage die Hoffnung, auch wenn die Enttäuschung über den späten Ausgleich nicht zu übersehen war. „Vom Spielverlauf her haben wir zwei Punkte verloren“, fasste Sven Schipplock zusammen. Der Stürmer sagte allerdings auch: „Die letzten zwei Spiele hat man gesehen, dass der Wille da ist, dass der Einsatz da ist.“

Tatsächlich präsentierte sich das zuvor oft leblos wirkende 1899-Team in Wolfsburg kampfstark. „Wir Spieler sind fokussiert, noch den Klassenerhalt zu schaffen“, versicherte Beck. Ob Geldgeber Hopp diese Hoffnung noch teilt, verriet er in Wolfsburg nicht.

Der Mäzen hatte immerhin gesehen, dass sich sein Club auch durch die frühe VfL-Führung von Maximilian Arnold (23.) nicht schocken ließ. Sejad Salihovic (35./Foulelfmeter) und Beck (63.) brachten die Gäste sogar in Führung, ehe Naldo nach einer Ecke per Kopfball den Schlusspunkt unter eine spielerisch enttäuschende Partie setzte.

„Eine gewisse Cleverness, eine gewisse Kaltschnäuzigkeit hat uns gefehlt“, gab Beck zu. Alles auf einmal kann auch der neue Trainer nicht ändern. Auch wenn die Spieler vom vierten Hoffenheimer Coach der laufenden Saison begeistert sind und Schipplock erklärte: „Er gibt uns einen einfachen Plan mit, und wir setzen ihn um.“

Einen Plan hatten sicher auch die Wolfsburger Spieler mitbekommen, doch an der Umsetzung haperte es wieder mal. „Die Unzufriedenheit überwiegt“, sagte Trainer Dieter Hecking. Vor dem Pokalspiel in München gab es wenig zu sehen, was den Bayern Angst machen könnte.

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