„Der VfL ist wieder da“

Borussia gelingt mit dem Sieg in Hamburg der beste Saisonstart seit 35 Jahren.

Mönchengladbach. Der beste Saisonstart seit 35 Jahren und Rekord-Einträge in die Vereinschronik wie „16 Bundesliga-Spiele in Serie in keiner Partie mehr als einen Gegentreffer kassiert“ interessieren Lucien Favre nur am Rande. „Ach, wissen sie, davon höre ich zum ersten Mal. Es ist auch nicht wichtig“, sagte Borussias Cheftrainer nach dem 1:0 (0:0)-Triumph bei Schlusslicht Hamburger SV, „für mich ist nur das nächste Spiel gegen den 1. FC Nürnberg wichtig.“

Mit dem Erfolg an der Waterkant hält der atemberaubende Höhenflug von Fast-Absteiger Gladbach in der Beletage des deutschen Fußballs an. Abgehoben ist bei Borussia aber bislang niemand. Dank Favre. Unter dem Schweizer haben die Fohlen neben allen Taktik-Tüfteleien auch die nahezu perfekte Balance zwischen Selbstbewusstsein und Selbstkritik gefunden.

Favre: „Die erste Hälfte war nicht gut, nur 46 Prozent Ballbesitz. Das geht gar nicht. Das haben wir in der Halbzeit korrigiert. Wir haben es dann viel besser gemacht, mehrere gute Chancen herausgespielt. Der Sieg war am Ende verdient.“ Nicht nur, weil Favres Elf am Ende deutlich mehr Kilometer als die in fast allen Belangen enttäuschenden Hamburger abgespult hatte. Die Borussen traten genau in dem Moment aufs Gaspedal, schlugen eiskalt zu, als der HSV sich traute, sein Heil in der Offensive zu suchen.

„Der Zeitpunkt war genau richtig — ein Zeichen an den Gegner“, so Igor de Camargo. Der Stürmer hatte in der 66. Spielminute zwei Gegenspieler geschickt düpiert und nach einer Freistoß-Hereingabe von Juan Arango per Kopf die Kugel sehenswert ins Hamburger Tor gedrückt — die Entscheidung. Als Spieler des Tages wollte sich de Camargo nach dem Schlusspfiff allerdings nicht feiern lassen. „Es wäre zu einfach zu sagen, dass ich der Matchwinner bin. Es waren erneut die Details, an denen wir im Training jeden Tag hart arbeiten, entscheidend. Dieser Sieg in Hamburg war ein Erfolg der ganzen Mannschaft“, betonte der Angreifer.

Derweil feierten die mindestens 8000 Borussen-Treuen unter den über 55 000 Zuschauern in der Hamburger Arena ausgelassen den Sprung ihrer Mannschaft auf einen Champions-League-Platz, skandierten lautstark: „Der VfL ist wieder da“.

Auf dem Rasen hüpfte und tanzte Offensiv-Wirbler Marco Reus mit seinen Mannschaftskollegen freudestrahlend umher, um nur wenige Minuten später noch einmal innezuhalten. „Dies ist eine Momentaufnahme, die wollen wir aber so lange wie möglich genießen. Es war nicht leicht für uns“, sagte der Jungstar.

Beim Blick auf einen völlig enttäuschten HSV-Profi, der sich sichtlich angefressen durch ein Fernsehinterview quälte, war Reus nach dem Gladbacher Jubelsturm wieder geerdet. Er könne nachempfinden, wie sich die Hamburger Spieler und Fans fühlten. „Das ist keine leichte Situation. Wir haben das Gleiche im letzten Jahr erlebt. Ich hoffe, dass dieser tolle Klub mit diesem tollem Publikum und Stadion wieder die Kurve kriegt und die Klasse hält.“

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