Zwischen Kanonen: Die Inselfestung Suomenlinna bei Helsinki

Helsinki (dpa/tmn) - Gebaut von den Schweden, besetzt von den Russen: Suomenlinna liegt auf den Inseln vor Helsinki und war eine der bedeutendsten Festungen im Spiel der europäische Großmächte. Heute geht es dort friedlich zu.

Zwischen Kanonen: Die Inselfestung Suomenlinna bei Helsinki
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Neben allem Leid war der Krieg immer schon Anstoß für menschliche Höchstleistungen. So ließ der schwedische König ab 1748 eine der gewaltigsten Inselfestungen der damaligen Zeit errichten: Sveaborg, die Schwedenburg vor der Küste des heutigen Helsinki. Sie diente der Verteidigung gegen die Seemacht Russland.

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Erst nach der Besetzung durch das Zarenreich ging die Anlage 1918 in finnischen Besitz über und hieß ab dieser Zeit Suomenlinna, die Finnenburg. Heute, da jeder Krieg fern scheint, bilden die kleinen Inseln ein idyllisches Sommerrefugium für die Bewohner Helsinkis. Wegen ihrer Architektur zählt Suomenlinna zum Unesco-Weltkulturerbe.

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Als die Fähre anlegt, schimmert am Horizont Dunst im Mittagslicht. Das Meer glitzert wie ein zerbrochener Spiegel, von der See weht ein leichter Wind. Besucher tragen Eistüten durch die Gegend, Kinderwagen rumpeln über die groben Steine der Gehwege. Während die Touristen zielstrebig die Sehenswürdigkeiten abhaken, geben sich die Finnen auf der Südseite der Insel Kustaanmiekka dem Müßiggang hin. Sie liegen zwischen den alten Sandbankwällen und baden in der Frühjahrssonne.

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Vor allem die rostigen Kanonen erinnern daran, dass Suomenlinna die längste Zeit für weit weniger harmlose Beschäftigungen genutzt wurde. Als Finnland noch zu Schweden gehörte, lag hier die königliche Flotte. In der Festung waren Truppen stationiert. Das verbündete Frankreich zahlte in den ersten 18 Jahren rund 90 Goldbarren, um den Ausbau des Forts zu finanzieren. Man nahm sich ein Vorbild an der Festung von Gibraltar, die damals als uneinnehmbar galt.

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Suomenlinna war ein Prestigeprojekt der schwedischen Krone. Ungefähr 7000 Männer waren nötig, um den Festungskomplex zu verteidigen. Das Trockendock der Werft war damals wohl das größte der Welt. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Suomenlinna langsam zum zweitgrößten Ballungszentrum Finnlands. Kaufleute und Handwerker siedelten sich an, bis irgendwann 4700 Menschen in der Festungsstadt wohnten.

Die Schweden mussten bald abrücken: 1809 wurde Finnland Teil des Russischen Reichs. Nach dem Krimkrieg nahm die militärische Bedeutung der Bastion ab. Man erkannte zum Beispiel, dass Sandbänke ein weit besserer Schutz waren als dicke Mauern und Befestigungen. Es sollte noch einmal mehr als 100 Jahre dauern, bis die Festung 1918 an die Finnen abgetreten wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der Werft sowjetische Schiffe als Reparationsleistungen gebaut. In den 70er Jahren übernahm schließlich die Verwaltung des finnischen Kulturministerium die Regentschaft. Heute sieht wenig danach aus, als könnte Suomenlinna in irgendwelchen Invasionskriegen erneut den Besitzer wechseln. Einzig ein Heer aus Touristen fällt im Sommer über die Inseln her und sorgt für Gedränge in den akribisch ausgeschilderten Gassen.

Doch vor allem die Finnen schätzen ihr historisch bedeutsames Eiland vor der Küste der Metropole. 850 Menschen wohnen dauerhaft auf den Inseln. Wer aus der Stadt hierher ziehen möchte, braucht Glück und etwas Geduld: Auf eine Wohnung kommen ungefähr 50 Bewerbungen - und auf einen Bewohner etwa 820 Besucher pro Jahr.

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