Bibel, Beach und Busch - Ostafrika à la carte

Bahir Dar (dpa/tmn) - Elefantenpirsch und Strandentspannung, Partynächte und Bibelgeschichte: Im Osten Afrikas können Urlauber viel erleben - besonders dann, wenn sie ihre Reise selbst zusammenstellen.

Das magische Auge Äthiopiens kann gefährlich sein. Wenn Stürme über den Tanasee brausen, schlagen tückische Wellen hoch. Wer davon in einem Tanka überrascht wird, einem der schmalen Boote aus Papyrusschilf, kann nur noch hoffen und beten. Beten, dass die Geister im höchstgelegenen See Afrikas nicht allzu wütend sind. Denn sie töten mit unsichtbaren Speeren.

Das jedenfalls berichten die Leute vom Volk der Woitos, die am westlichen Ufer ihre Schafe und Rinder weiden. Seit Menschengedenken ranken sich um den rund 1800 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Tana, aus dem der Blaue Nil abfließt, Mythen und Legenden. Einige stammen aus den Zeiten des Alten Testaments.

Nach gut zwei Stunden im Motorboot - für eine Fahrt im Tanka fehlen der Mut und die Zeit - kommt die Klosterinsel Tana Kirkos in Sicht, eine von rund zwei Dutzend im Tanagebiet. Ein „einzigartiges Heiligtum“ nennt Abba Wolde Gabriel die Insel. Der 42-jährige bärtige Mönch trägt einen Umhang und eine runde Mütze in Senffarbe. Schon von weitem, verrät der Mann mit dem Namen eines Erzengels später, habe er unser Boot beobachtet. „Ich musste sicher sein, dass keine Frauen an Bord sind, denn weibliche Wesen dürfen das Heiligtum nicht betreten.“

Einmal gab es allerdings eine Ausnahme. „Die Heilige Maria war hier, hat gebetet und ist drei Monate und zehn Tage geblieben“, steht in Amharisch und Englisch auf einer Blechtafel. Maria mit dem kleinen Jesus, auf der Flucht vor Herodes nach Ägypten, soll einen riesigen Umweg über Äthiopien genommen haben? „Ja, um sich zu verstecken“, sagt Abba Wolde Gabriel. „Und weil die Gegend hier Israel so ähnlich war. Sie kam auf den Schwingen von Engeln.“

Noch lange könnten wir solchen Berichten zuhören. Doch wir müssen aufbrechen, um unseren eigenen „Windwagen“ am Flugplatz von Bahir Dar zum nächsten Ziel unserer Reise nicht zu verpassen. Wir haben ihn unter das Motto „Bibel, Beach und Busch“ gestellt: Studientour im Norden Äthiopiens, anschließend Strandurlaub am Indischen Ozean plus Wildtiersafari im kenianischen Hinterland. Es ist eine Tour für diejenigen, die im Urlaub Abwechslung lieben und ihre Reisen gern individuell planen. Ostafrika à la carte sozusagen.

Nach dem Bibel-Abschnitt mit Besuchen mehrerer Klosterinseln ist Erholung angesagt. Kenias Strände liegen zwei Flugstunden von Addis Abeba entfernt. Plus eine Autostunde von Mombasa Richtung Süden, wenn man es besonders ruhig und ursprünglich haben möchte.

Direkt am Strand beim Fischerdorf Msambweni hat der einstige ARD-Afrika-Korrespondent Werner Zeppenfeld mit seiner Frau ein Kleinod jenseits vom Massentourismus geschaffen. Die fünf strohgedeckten Mbuyu Beach Bungalows gruppieren sich um einen riesigen uralten Affenbrotbaum (Suaheli: „Mbuyu“). Fischer legen mit ihren Booten in Sichtweite an. Auf den Tisch kommt, was am selben Tag gefangen wurde. Es ist ein Platz zum Seele baumeln lassen.

Wer es turbulenter mag - mit Aktivitäten von Hochseeangeln bis zu Gleitschirmspringen und heißen Partys in der Disco Shakatak - wird am belebten Diani Beach fündig. Hier reihen sich Strandresorts wie Perlen einer Masai-Kette aneinander. Nach einigen problematischen Jahren ist die Gegend wieder sichtlich im Aufwind.

Fehlt noch das dritte „B“ - der Busch. Dafür müssen wir nicht erst wieder in einen Flieger steigen. Mehrere weltbekannte Nationalparks sind von Kenias Küste mit dem Auto erreichbar. Dazu gehören der Amboseli am Fuß des Kilimandscharo, die Chyulu Hills und der Tsavo mit seinen von der roten Erde entsprechend eingefärbten Elefanten.

Wenigstens zwei Übernachtungen sollte man für solche Ausflüge auf den Spuren der Tierwelt Ostafrikas einplanen. In Küstennähe gibt es aber auch preiswertere Möglichkeiten für Eintages-Pirschfahrten. Nur 20 Kilometer hinter Diani Beach liegt in den Shimba Hills das gleichnamige Nationalreservat, daneben das Mwaluganje Elephant Sanctuary.

Einst ging in diesem Gebiet Ernest Hemingway auf Antilopenjagd, ausführlich beschrieben in seiner Erzählung „Die grünen Hügel Afrikas“. Auf vergleichsweise kleinem Terrain ist die Landschaft hier abwechslungsreicher als in so manchem großen Nationalpark - von dampfenden, feuchtheißen Küstenregenwäldern bis hin zur Savanne mit grandiosen Ausblicken auf Täler, die von Affenbrotbäumen übersät sind.

„Diese ganze Gegend ist ein Durchzugsgebiet für Elefanten auf uralten Routen“, sagt der zuständige Wildhüter Nathan Gatundu vom Kenya Wildlife Service (KWS). „Doch genau das wurde immer mehr zum Problem.“ In Mwaluganje, einer weitläufigen Region nahe dem Schutzgebiet Shimba Hills, machten die Dickhäuter den Bauernfamilien zu schaffen. Elefanten verwüsteten dort ganze Ernten, Menschen wurden verletzt, einige gar tödlich. Die Farmer reagierten mit Gift und Abschüssen. Das ist Vergangenheit. Mwaluganje ist heute eine Schutzzone: Die Bauern haben sie den Elefanten überlassen. Dafür werden sie an den Einnahmen des Wildtiertourismus beteiligt.

Doch die sind recht schwankend. „So mancher überlegt deshalb, wieder Farmwirtschaft zu betreiben“, sagt Gatundu. „Dann würden hier Konflikte zwischen Menschen und Tieren erneut ausbrechen, wir brauchen mehr zahlende Besucher.“ Wer den Schutz der Elefanten nicht nur als Lippenbekenntnis betreibt, kann also in Kenia nach Bibel und Beach mit einem Besuch im Busch konkret etwas dafür tun.

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