Auf in den Sattel - Fahrradfahren in den Ferien

Berlin (dpa/tmn) - Auf der faulen Haut liegen reicht nicht: Viele Urlauber wollen stattdessen lieber eine erhöhte Pulsfrequenz. Radfahren ist neben Wandern der Klassiker für Touristen mit Bewegungsdrang.

Wer dabei nicht übertreiben will, setzt gerne auf E-Bikes.

Aktivurlaub statt Abhängen am Strand ist einer der Trends im Tourismus. Auch die Klassiker Wandern und Radfahren profitieren davon. „Radfahren erfreut sich wachsender Beliebtheit“, sagte Prof. Martin Lohmann, der die Daten für die „ReiseAnalyse 2012“ erhebt. „Meistens geht es um Tagestouren, weniger um Radreisen, aber auch dafür gibt es steigende Zahlen.“ Mehr als jeder Fünfte (21,3 Prozent) gab bei der aktuellen Befragung an, im Lauf der vergangenen drei Jahre im Urlaub „häufig“ oder „sehr häufig“ mit dem Rad gefahren zu sein. Exakt zehn Jahre zuvor waren es noch deutlich weniger (15,2 Prozent).

Eine wichtige Veränderung sei nicht zuletzt, dass der Radurlaub wie andere Formen von Aktivurlaub immer stärker organisiert zu buchen sei. „Als Pauschalpaket vom Radreiseanbieter oder vom Hotel, das den Gepäcktransport organisiert“, sagte Lohmann. „Das hat es früher kaum so gegeben.“ Nach den Daten der auf der Reisemesse ITB (7. bis 11. März) vorgestellten „RadreiseAnalyse 2012“ des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) entscheiden sich inzwischen 13 Prozent der Radurlauber für eine Pauschalreise.

Wer in Deutschland radelt, folgt am liebsten einem Flusslauf - vielleicht, weil der Blick aufs Wasser beruhigt, vielleicht, weil die Streckenführung in der Regel klar ist. Bei den nach der Radreiseanalyse beliebtesten Radfernwegen sind die Vorlieben eindeutig: Auf Platz eins liegt der Elberadweg - und das schon zum achten Mal. Es folgen der Main- und der Donauradweg, dann der Weser- und der Ostseeküstenradweg. Auf die Frage, wo es beim Radurlaub 2012 hingehen soll, waren die häufigsten Antworten: Elbe, Donau, Oder-Neiße und Ostseeküste.

Interessante Verschiebungen sind bei den beliebtesten Regionen zu beobachten: „Da gab es einen Wechsel an der Spitze. Bayern ist jetzt die Nummer eins“, sagt Bettina Cibulski vom ADFC. „Das hat auch damit zu tun, dass die Bayern viel für den Radtourismus tun, ihre Routen besser ausgebaut und vernetzt und die Beschilderung verbessert haben.“ Mecklenburg-Vorpommern wurde auf Platz zwei verdrängt, auf dem dritten Platz findet sich nach den Daten der „Radreiseanlyse 2012“ Brandenburg wieder, vor Franken, Thüringen und dem Bodensee.

„In Bayern und Brandenburg ist der Radtourismus Ländersache“, sagte Cibulski. Es gebe ein einheitliches Radwegenetz, und die Beschilderung sehe nicht einen Landkreis weiter schon wieder anders aus. Das hat sich bei den Platzierungen bezahlt gemacht.

„Ein echtes Trend-Thema sind E-Bikes“, sagte der ADFC-Vorsitzende Ulrich Syberg bei der Vorstellung der Radreiseanalyse. Die Verkaufszahlen geben ihm Recht: Sie stiegen allein in den vergangenen fünf Jahren von 70 000 in 2007 auf zuletzt 300 000. Und E-Bikes werden auch im Radtourismus immer beliebter. „Weil sie Radtouren auch für weniger Geübte möglich machen“, sagte Prof. Martin Lohmann. Und auch, weil zum Beispiel Partner mit unterschiedlich viel Raderfahrung, auf diese Weise zusammen radeln können. „Nehmen wir an, die Frau fährt Rennrad, ihr Mann nicht. Dann nimmt er das E-Bike und kann trotzdem mithalten.“

Von den E-Bikes könnten gerade ältere Radfahrer profitieren, die sich bei Gegenwind und Steigungen vom kleinen Elektromotor helfen lassen, sagte Bettina Cibulski. Dass der Anteil der Älteren perspektivisch größer wird, sei auch deshalb kein Grund, sich im Radtourismus Sorgen zu machen. „Im Gegenteil, die Urlauber, die einen Tick älter sind, gehören genau zu unserer Zielgruppe.“ Wer älter ist, habe schließlich oft auch ein größeres Gesundheitsbewusstsein - und steige auch aus diesem Grund im Urlaub gerne in den Sattel.

E-Bikes haben nach Einschätzung des ADFC zwei Folgen für den Radtourismus: Die Reichweite für Touren hat sich erhöht - 100 Kilometer sind mit derartiger technischer Hilfe auch für durchschnittlich trainierte Radler kein Problem. Und auch diejenigen können bei Radtouren mit dabei sein, die sonst abwinken würden, wenn sie komplett selbst strampeln müssten. Bei den Radreiseveranstaltern sind E-Bikes noch kein großes Ding: Der Anteil liegt bei weniger als 5 Prozent, könnte sich nach Einschätzung des Fahrradclubs mittelfristig aber auf 15 Prozent verdreifachen.

Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der „Bett+Bike“-Gastbetriebe, die als besonders radfahrergeeignet gelten. Waren es 1995 bundesweit gerade mickrige 216, sind es kontinuierlich mehr geworden - 2011 waren bereits 5283 zertifiziert. Dieser deutliche Zuwachs spiegelt nach Cibulskis Überzeugung die wachsenden Ansprüche der Radtouristen: „Früher hatte man bei Radtouren sein Zelt dabei oder war mit einem Bett in der Jugendherberge und Toilette auf dem Gang zufrieden“, sagt die ADFC-Sprecherin. Heute wollten Radtouristen alles genießen, was sie beim Urlaub auch sonst schätzen.

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