Stottern ist kein Tabuthema

Entwicklung: Sprachstörungen sind bei kleinen Kindern normal.

Düsseldorf. Der vierjährige Jonas redet gerne und viel. Manchmal etwas zu viel, denn hin und wieder verhaspelt er sich und beginnt zu stottern. Mittlerweile machen sich seine Eltern Sorgen. „Ich sage dann lieber gar nichts, sondern lasse Jonas einfach weiter sprechen“, berichtet Ute Jansen (Name von der Redaktion geändert).

Und genau dieses Verhalten ist richtig, wie Professor Manfred Gross, Direktor der Klinik für Audiologie und Phoniatrie an der Berliner Charité, berichtet: „Eltern müssen ihrem Kind signalisieren, dass das Holpern etwas ganz Normales ist und ihm alle Zeit lassen, um sich auszusprechen.“

Dietlinde Schrey-Dern vom Deutschen Bundesverband für Logopädie ist derselben Meinung: „Eltern sollen entspannt bleiben, wenn ihr Kind schon mal Laute, Silben oder Wörter wiederholt und es auf keinen Fall darauf aufmerksam machen. Sonst entwickelt es Angst davor zu sprechen und zieht sich immer mehr zurück.“

Dass ein Kleinkind im Alter von drei oder vier Jahren nicht immer flüssig spricht, ist normal und gehört zur Sprachentwicklung dazu. „Kinder beginnen in diesem Alter, ihre Eindrücke zu verbalisieren. Die Masse an gewonnenen Eindrücken passt aber nicht zu den noch wenig vorhandenen Möglichkeiten, die sie haben, um sich auszudrücken“, sagt Gross. So stolpern sie schnell über einzelne Laute oder Worte.

In einem bestimmten Alter sind Unflüssigkeiten beim Sprechen also normal. Wenn Eltern aber verunsichert sind und sich die Sprechstörung auch nach dem Zahnwechsel um das sechste Lebensjahr herum nicht bessert, sollten sie unbedingt fachlichen Rat einholen. Dafür eignet sich besonders gut die Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe mit Sitz in Köln. Die Interessenvertretung ist die einzige Organisation in Deutschland, die umfassend und unabhängig rund um das Thema Stottern informiert und berät.

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