Pinocchios gefährliche Erben - Giftiges Holzspielzeug erkennen

Berlin (dpa/tmn) - Gerade für die Kleinsten ist Holzspielzeug ein gutes Weihnachtsgeschenk. Es ist naturnah, und die groben Formen überfordern die meist noch ungeschickten Händchen nicht. Aber Schiebe-Enten und Pinocchios sind nicht immer so harmlos, wie sie aussehen.

Klapp, klapp, klapp: Geräuschvoll zuckelt das hellgrüne Holzkrokodil über den Tisch. Reibungslos rollt es nicht gerade voran, wenn man es an der weichen Stoffschnur hinter sich herzieht. Aber so soll es ja auch sein. Je mehr Geräusche und Ruckelei, umso spannender ist es für die Kleinen. Bunte Tiere aus Holz zum Nachziehen oder Voranschieben, Bauklötze, Fahrzeuge oder Puppen wie Pinocchio, der Prototyp des Holzspielzeugs, sind für Kinder bis zu drei Jahren gedacht. Und weil die besonders gerne daran lecken, reiben, nuckeln und zerren, hat die Stiftung Warentest das Spielzeug jetzt untersucht - mit besorgniserregendem Resultat.

Mehr als die Hälfte der 30 Holzspielzeuge im Test bekam nur die Noten ausreichend oder mangelhaft („test“ Ausgabe 12/2013). Gründe für die schlechten Bewertungen waren entweder verschluckbare Kleinteile, die abbrechen und das Kind im schlimmsten Fall ersticken lassen. Oder giftige Stoffe im Holz, im Lack oder in den Bändern und Kordeln. Vor dem Kauf sollten Eltern Holzspielzeug daher besonders genau unter die Lupe nehmen - und dabei richtig strapazieren.

„Wenn kleine Teile dran sind, ruhig auch fester daran ziehen, sie dürfen sich dann nicht lösen“, sagt Renate Ehrnsperger von der Stiftung Warentest. Zerren, wackeln, reiben: Das seien geeignete Testmethoden im Spielzeugladen. Wirkt das Spielzeug zerbrechlich oder so, als löse sich schnell ein kleines Detail, heißt es: Finger weg. Denn was abbricht oder abfällt, nimmt das Kind möglicherweise in den Mund - und im schlimmsten Fall erstickt es daran.

Meist nicht unmittelbar gefährlich, aber auf lange Sicht ein Risiko: giftige Stoffe im Spielzeug. In den hölzernen Püppchen und Tieren fanden die Tester Substanzen, die Krebs erregen, das Erbgut schädigen oder für die Fortpflanzungsfähigkeit gefährlich sein können. Denen auf die Spur zu kommen, sei gar nicht so einfach, sagt Ehrnspergers Kollegin Cecilia Meusel von der Stiftung Warentest.

Schnuppertest zwecklos: Riechen könne man die Stoffe fast gar nicht, erklärt Meusel. Auch neutral riechendes Holzspielzeug könne belastet sein. Das heiße aber nicht, dass müffelndes Spielzeug unbedenklich sei. „Es gibt schon einige Schadstoffe, die man auch riechen kann.“ Ein Geruch nach Mottenkugeln ist beispielsweise ein Alarmzeichen. „Wenn es unangenehm riecht, sollte man es nicht kaufen.“

Auf Nummer sicher geht, wer nur unlackierte Holzprodukte kauft. Denn Schadstoffe befinden sich häufig in den Lacken. Dieses Risiko schließen Eltern so schon mal aus.

Hilfreich seien auch Siegel, sagt Renate Ehrnsperger. Vor allem auf Siegel unabhängiger Prüfinstitute wie das GS-Zeichen sollten Eltern achten. Die Siegel zeigen an, dass sich der Hersteller Kontrollen externer Prüfer aussetzt. „Und die bieten mehr Sicherheit für das Kind“, lautet Ernstbergers Einschätzung.

Das CE-Zeichen sei kein solches unabhängiges Prüfsiegel. „Das muss auf jedem Spielzeug drauf sein und ist nur die Herstellererklärung.“ Damit versichert der Produzent, dass er sich an die gesetzlichen Vorgaben hält. Unabhängige Prüfer gibt es aber nicht.

Zwar kein Siegel, aber ein in der Regel vertrauenerweckender Aufdruck ist der Schriftzug „Made in Germany“. Aber auch auf diesen Hinweis können sich Eltern nicht verlassen. „Das heißt gar nichts“, sagt Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest. 2 der 7 als mangelhaft bewerteten Spielzeuge werden in Deutschland produziert.

Der Deutsche Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) beurteilt die Prüfmethoden der Stiftung Warentest teils als unseriös. Eine kritische Diskussion der Sicherheit von Spielzeug sei zwar wichtig, die aktuellen Ergebnisse könnten Verbraucher allerdings verunsichern, heißt es in einer Stellungnahme. Die Methoden und Anforderungen der Stiftung unterscheiden sich nach Einschätzung des DVSI teils erheblich von denen der unabhängigen Prüfinstitute. Unverhältnismäßig streng sei Stiftung Warentest zum Beispiel beim Test auf Formaldehyd vorgegangen. Statt wie vorgegeben 3 Stunden, seien die Proben 24 Stunden lang eingeweicht worden.

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