Klassik für die Kleinsten - Babykonzerte haben Zulauf
Heilbronn (dpa) - Nachwuchsoffensive bei den Allerjüngsten: Babykonzerte sind im Trend. Immer mehr Orchester bieten Profi-Musik für Neugeborene an. In Heilbronn gab es Johann Melchior Molters Sinfonie Nr. 24 in D-Dur.
Noch einmal kurz im Vorraum von Mami stillen lassen, dann ist die kleine Eva bereit. Das sechs Monate alte Mädchen aus Heilbronn-Böckingen besucht zum ersten Mal in seinem Leben ein Klassikkonzert. „Sie mag Musik ganz arg“, sagt Mutter Andrea Vallon. „Wenn ich ihr zu Hause etwas vorsinge, lacht sie immer und hört ganz gespannt zu.“ Deshalb seien sie zum Babykonzert des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn gekommen. „Wir haben zwar keinen speziellen Draht zu klassischer Musik, aber ein Orchester einmal live zu erleben, ist für ein Baby sicher etwas ganz Besonderes.“
Drinnen im Saal haben es sich die anderen Besucher schon bequem gemacht. Auf roten und blauen Matten sitzen, krabbeln oder liegen rund 150 Säuglinge. Ihre Mütter - und auch vereinzelte Väter - treffen letzte Vorbereitungen, damit ihre Schützlinge das Konzert in vollen Zügen genießen können. Hier noch ein Breichen füttern, da noch einmal Windeln wechseln. Als dann die 19 Musiker ihre Plätze einnehmen und auf Violine, Bratsche, Cello und Kontrabass die ersten Töne von Johann Melchior Molters Sinfonie Nr. 24 in D-Dur anstimmen, drehen sich alle kleinen Köpfe auf einen Schlag nach vorne. Die jungen Besucher machen große Augen und lauschen andächtig.
Für das Kammerorchester ist es schon das dritte Babykonzert. „Das Ganze entsprang zwei Ideen“, erzählt Intendant Christoph Becher. „Zum einen wissen wir, dass Babys Musik gut hören und aufnehmen können.“ Zum anderen sei es ein Angebot für die jungen Eltern, die man aus Veranstaltersicht zu oft im Regen stehen lasse. „Es ist uns ganz wichtig, auch für diese Zielgruppe etwas anzubieten, die sich sonst zusätzlich zum normalen Konzertpreis immer noch einen Babysitter leisten müsste“, sagt Becher. Fünf Euro kostet der Eintritt für die erwachsene Begleitung, das Kind ist frei. Alle drei Konzerte seien Wochen im Voraus ausverkauft gewesen.
Und nicht nur die Heilbronner haben das ganz junge Publikum für sich entdeckt. Auch bei der Kölner Philharmonie, bei der Staatskapelle Weimar, in Hamburg sowie an den Theatern Freiburg und Passau standen bereits Babykonzerte auf dem Programm.
„Es gibt schon viele Jahre die Tendenz, die Zielgruppen bei der Werbung neuer Zuhörer zu erweitern“, erklärt Ann-Barbara Steinmeyer, Professorin für elementare Musikpädagogik an der Musikhochschule Stuttgart. „Ich bin mir sicher, dass so ein Konzerterlebnis eine emotionale Wirkung auf ein Baby hat“, sagt Steinmeyer.