NRW Mehr Gewaltkriminalität in NRW

Zahl der Straftaten insgesamt gesunken, aber Gewaltdelikte und Sexualstraftaten nehmen laut Innenminister Ralf Jäger (SPD) deutlich zu.

NRW: Mehr Gewaltkriminalität in NRW
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Düsseldorf. Die Zahl der Straftaten hat in Nordrhein-Westfalen um 3,2 Prozent abgenommen. Das berichtete am Montag NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2016 in Düsseldorf. Im vergangenen Jahr wurden demnach 1 469 426 Straftaten gezählt, 2015 waren es 1 517 488. 50,7 Prozent der Straftaten konnten aufgeklärt werden.

Allerdings musste Jäger auch einräumen, dass die Zahl der „Straftaten gegen das Leben“ deutlich um 9,2 Prozent gestiegen ist. In Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr laut Jäger 50 Morde (2015: 104), 63 Mordversuche (60), 259 Totschlagsdelikte und 65 fahrlässige Tötungen begangen. Letzteres beinhaltet nicht Verkehrsdelikte.

Auch Sexualdelikte haben stark zugenommen. 10 376 Fälle gab es 2016, im Jahr zuvor waren es 9 845, also 5,4 Prozent weniger. 2320 Fälle von Vergewaltigung und besonders schwerer sexuelle Nötigung wurden angezeigt, 2015 waren es 1858. Das ist ein Anstieg um fast 25 Prozent. Jäger vermutete, dass die Zahl unter anderem deshalb so rapide angestiegen ist, weil die Bereitschaft der Opfer nach den massiven Übergriffen in der Kölner Silvesternacht zugenommen habe, eine solche Tat anzuzeigen.

Den deutlichen Rückgang der Zahl von Wohnungseinbrüchen um 15,7 Prozent hob Jäger am Montag hervor. Im vergangenen Jahr wurden 52 578 Fälle registriert, 2015 waren es noch 62 362. Jäger führte dies unter anderem auf die Aktionen „Motiv“ und „Riegel vor“ zurück. Bei ersterem wurden laut NRW-Innenminister seit 2013 insgesamt 972 Intensivtäter ermittelt, 574 von ihnen sitzen oder saßen in Haft. „Fast jeder zweite Einbruchsversuch scheitert mittlerweile. Das bedeutet, dass die Täter entweder an technischen Sicherungen scheitern, keine Beute finden oder von aufmerksamen Nachbarn gestört werden“, sagte Jäger. Der Trend setze sich auch im laufenden Jahr fort. Im Januar habe man 21 Prozent weniger Einbrüche registriert, im Februar sogar 34 Prozent. Die Aufklärungsquote von 16,2 Prozent sei die höchste seit zehn Jahren.

Die Kriminalstatistik erfasst zum ersten Mal auch die Kriminalität von Zuwanderern. Von den 500 000 nach NRW eingereisten Menschen sind nach Angaben Jägers 300 000 dauerhaft geblieben. Jäger verwies darauf, dass die Zahl der Straftaten dennoch zurückgegangen ist, obwohl die Einwohnerzahl deutlich zugenommen hat. Von den insgesamt 494 885 ermittelten Tatverdächtigen sind laut Jäger 47 754 Zuwanderer. Die von ihnen am häufigsten verübten Delikte waren Schwarzfahren und Ladendiebstahl.

Auch die Zahl der Taschendiebstähle hat abgenommen — zum ersten Mal seit 2013, berichtete Jäger. Sie sank um fast sieben Prozent auf 50 893. Weil rund 70 Prozent der Tatverdächtigen beim Taschendiebstahl aus Rumänien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Marokko und Algerien stammten, sei eine besondere Herangehensweise gefordert, so Jäger. Mit der Initiative „klarkommen!“ setze man genau da an. Die Ziele von „klarkommen!“ sind mehr Integration und weniger Kriminalität. „Es geht darum, den jungen Menschen Alternativen zur Kriminalität aufzuzeigen“, sagte Jäger.

Die Kinder- und Jugendkriminalität hat leicht um 0,7 Prozent zugenommen. Etwa jeder fünfte in der Statistik geführte Täter ist jünger als 21 Jahre. „Wir wollen Kinder und Jugendliche auch in Zukunft mit unserer Präventionsarbeit in Projekten wie „Kurve kriegen“ vor einer kriminellen Karriere schützen, versicherte Jäger.

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