NRW 85 Baustellen in den nächsten zwei Jahren

Die Autobahnen im Rheinland stehen im Fokus des „Jahrzehnts der Baustellen“. Noch fehlen Ingenieure.

NRW: 85 Baustellen in den nächsten zwei Jahren
Foto: klxm.de / Verkehr.NRW

Köln. 85 große Autobahnbaustellen stehen den Verkehrsteilnehmern im Rheinland innerhalb der nächsten zwei Jahre bevor. Der Spagat, der dabei bewältigt werden muss: Einerseits sollen die Verfahren beschleunigt, andererseits die Bürger frühzeitiger und intensiver eingebunden werden. Und der Landesbetrieb Straßenbau NRW muss die Bundesmittel auch planerisch bewältigen können.

Die Rekordsumme von 1,1 Milliarden Euro hat Straßen NRW im vergangenen Jahr verbaut, ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2015. In diesem Jahr fällt die Summe noch einmal um 130 Millionen Euro größer aus. „Wir brauchen definitiv mehr Ingenieure“, sagt Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek. Rund hundert pro Jahr sollen eingestellt werden, auch um die altersbedingte Fluktuation aufzufangen. „Aber es wird schwer sein, sie zu finden.“ Das von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) ausgerufene „Jahrzehnt der Baustellen“ führt auch bei Kommunen und Ingenieurbüros zu steigender Nachfrage. „Und wir bezahlen etwas schlechter“, räumt die Direktorin ein.

Laut Groschek wird Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) noch Ende dieses Monats die Ergebnisse einer Bund-Länder-Gruppe zur Beschleunigung der Planungsverfahren vorstellen. „Wir haben in Deutschland einen Planungsdschungel, der gelichtet werden muss.“ Ein Widerspruch zu mehr Bürgerbeteiligung sei das nicht. „Wir brauchen andere Formen der Partizipation.“ Als Beispiel nennt er die geplante neue Rheinquerung zwischen dem Kölner Süden und dem Bonner Norden. Hier soll es eine Bürgerbeteiligung noch „vor dem ersten Planungsstrich“ geben. Ziel ist das Vermeiden späterer Klagegründe.

Geklagt wird derzeit von einer Bürgerinitiative und zwei Privatpersonen gegen den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig wird für den Herbst erwartet. Im Februar hatte das Gericht entschieden, vorbereitende Arbeiten wie das Verlegen der Leitungen und das Fällen von Bäumen könnten schon jetzt erfolgen.

Wenn das Gerichtsurteil dem nicht entgegensteht, wird noch im vierten Quartal dieses Jahres mit dem Bau der Brücke begonnen. Bis 2020 soll dann die nördliche Hälfte der Brücke stehen, die einen jeweils dreispurigen Verkehr in beide Richtungen inklusive Lkws aufnehmen könnte. Die derzeit bestehende Sperre für Lastwagen würde ab diesem Zeitpunkt aufgehoben. Noch bis Sommer dieses Jahres wird linksrheinisch eine fünfte Lkw-Sperre eingerichtet, sodass Ford-Mitarbeiter aus dem Werk Merkenich in Köln-Niehl dann wieder direkt auf die A 1 in Richtung Dortmund auffahren können.

Eine zarte Hoffnung gibt es auch für die Pendler auf der A 57 zwischen Köln und Neuss: Der Neubau der durch einen Brand vor fünf Jahren beschädigten Brücke bei Dormagen-Nievenheim soll bis zum Jahresende komplett abgeschlossen sein.

Eine bessere Abstimmung zwischen den Behörden hat sich die 3. Regionale Baustellenkonferenz auf die Fahnen geschrieben, für die Straßen NRW in Köln am Montag Gastgeber war. „Aber eine komplette Entzerrung ist nicht überall möglich“, sagt Mario Korte, Abteilungsleiter Straßenbau beim Landesbetrieb.

Ein Beispiel für notwendige Abstimmungen ist die A 46, einer der Baustellenschwerpunkte im Rheinland. Wegen der Arbeiten an dem elektronischen Stellwerk Wuppertal werden die Gleise zwischen Wuppertal-Oberbarmen und Solingen bzw. Düsseldorf-Gerresheim/Velbert-Langenberg in den Oster- und Sommerferien gesperrt. Der Schienenersatzverkehr mit Bussen führt auch über die A 46. „Die Arbeiten an der Brücke Westring sind dabei eingeplant“, sagt Korte.

Alle anderen Maßnahmen an der Autobahn beginnt der Landesbetrieb mit Rücksicht auf die Bahn erst nach den Sommerferien. Im Herbst soll dann auch zumindest die Vollsperrung der B 7 in Wuppertal aufgehoben werden. Vor allem für die Speditionen sei wegen der mittel- und langfristigen Routenplanung eine rechtzeitige Informationspolitik über die geplanten Baustellen notwendig, so Korte. „Sie werden von uns gezielt über die Industrie- und Handelskammer Wuppertal informiert.“

Seit dieser Woche ist das Verkehrsportal von Straßen NRW überarbeitet. Eine neue Karte gibt je nach Auswahl einen Überblick über die wichtigsten aktuellen und geplanten Baustellen. Beim Anklicken werden weitere Informationen zum Umfang und zur Dauer dargestellt. Die Karte kann laufend aktualisiert werden.

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