Inklusion: „Es fehlen Sonderpädagogen“

Der Lehrerverband VBE fordert mehr Stellen und bessere Ausstattung für die Inklusion. Ministerium sieht den Bedarf nicht.

Düsseldorf. 7000 Sonderpädagogen fehlen nach Ansicht des Lehrer-Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), um das Gesetz zum gemeinsamen Lernen behinderter und nicht behinderter Schüler (Inklusion) praktisch umzusetzen. Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann sagte am Dienstag in Düsseldorf: „Wir sind der Auffassung, dass jede Klasse, in der inklusiv unterrichtet wird, einen Sonderpädadogen braucht.“

2,8 Millionen Schüler gibt es in NRW; 128 000 haben Förderbedarf, weil sie Defizite im Lernvermögen, im sprachlichen, emotionalen und sozialen Bereich haben oder erziehungsschwierig sind.

Barbara Löcherbach, Sprecherin von Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), findet „den Gedanken, dass aufgrund der Inklusion so viel mehr Sonderpädagogen gebraucht würden, nicht schlüssig: Die Kinder gehen ja nur einmal zur Schule — ob in die Förder- oder in die allgemeine Schule“. Sie räumt aber ein, dass durch die künftige breitere Verteilung förderungsbedürftiger Schüler mehr Sonderpädagogen gebraucht werden.

Jedoch sollen Kinder mit bestimmtem Förderungsbedarf in einer Schule gebündelt und in Klassen konzentriert werden. In einer vierzügigen Schule könnten so zwei Inklusionsklassen mit je 25 Schülern und zwei Klassen mit je 29 Schülern eingerichtet werden — ergibt im Schnitt den Richtwert von 27 Schülern. Löchermann betonte, dass das Land für 60 Millionen Euro 2300 Studienplätze für Sonderpädagogik schaffe, 3215 neue Sonderpädagogen soll es bis 2017 geben.

Das reicht nach Ansicht des VBE nicht aus. Laut Beckmann sieht die Landesregierung etwa nur eine Sonderpädagogenstelle pro Grundschule vor: „Bei vier Klassen in einer zweizügigen Schule entfielen 3,5 Stunden pro Woche auf eine Klasse.“

Die Politik müsse bei Personal und Gebäuden die notwendigen finanziellen Rahmenbedingungen schaffen, sonst „wird das Projekt Inklusion vor die Wand gefahren“. Bestätigt fühlt sich der VBE durch eine Umfrage. Derzufolge sehen in NRW 69 Prozent der Bürger Vorteile im gemeinsamen Lernen. 2011 waren es noch 77 Prozent. Die Bevölkerung glaube der Politik nicht, dass sie die Inklusion mit vernünftigen Rahmenbedingungen, wie der Absenkung der Klassenstärke, umsetzen wolle.

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