Politik Warum die Alten bei Wahlen immer einflussreicher werden

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht detaillierte Daten zur Bundestagswahl im vergangenen Herbst.

81 Prozent der 60- bis 69-jährigen Wahlberechtigten gingen zur Urne. Foto: dpa

81 Prozent der 60- bis 69-jährigen Wahlberechtigten gingen zur Urne. Foto: dpa

Foto: Uwe Anspach

Berlin. Die Bundestagswahl ist zwar schon ein paar Monate her. Das Statistische Bundesamt hat aber noch einmal genauer hingeschaut und interessante Erkenntnisse zur Wahlbeteiligung, zum Wahlverhalten und zur Wählerschaft gewonnen. Nachfolgend die wichtigsten Punkte aus der Datensammlung:

Die 30- bis 59-Jährigen stellten bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 mit knapp 49 Prozent fast die Hälfte der Wahlberechtigten. Gut jeder dritte Wahlberechtigte, immerhin 22,4 Millionen Menschen, war älter als 60. Dagegen machte die jüngere Generation der 18- bis 29-Jährigen mit 9,2 Millionen Menschen nur ein Sechstel (14,8 Prozent) der Wahlberechtigten aus. Zum Vergleich: Bei der Wahl 1990 war nur etwa jeder vierte Wahlberechtigte älter als 60, der Anteil der unter 30-Jährigen lag bei 23 Prozent. Der demografische Wandel schlägt also auch bei der Wählerschaft immer stärker durch.

Unter den 60- bis 69-Jährigen lag die Wahlbeteiligung bei stolzen 81 Prozent. Bei den Erstwählern waren es nur knapp 70 Prozent. Insgesamt gaben 76,2 Prozent ihre Stimme ab, die 19- bis 39-Jährigen unterdurchschnittlich und die 40- bis 69-Jährigen überdurchschnittlich. „Berücksichtigt man noch die demografische Entwicklung, wird deutlich, dass das politische Einflusspotenzial der älteren Wahlberechtigten weiter steigt“, sagte Bundeswahlleiter Georg Thiel.

Die Union (Wahlergebnis: 32,9 Prozent) war in allen Altersgruppen stärkste Partei. Unter den 18- bis 24-Jährigen mochten nur knapp 20 Prozent ihr Kreuz bei CDU oder CSU machen. Bei der Generation 70plus waren es dagegen 36,5 Prozent. Die SPD (Ergebnis 20,5 Prozent) erzielte mit 25,2 Prozent ihren höchsten Stimmenanteil ebenfalls in dieser Gruppe. Bei den 35- bis 44-Jährigen hatte sie den geringsten Zweitstimmenanteil (15,6 Prozent).

Die Stärke der AfD (Ergebnis: 12,6 Prozent) resultierte aus dem relativ konstanten Potenzial von rund 13 bis gut 15 Prozent unter den Wählern zwischen 25 und 69. Bei den jüngsten, aber auch bei den ältesten Wählern war die AfD mit jeweils rund acht Prozent am wenigsten erfolgreich. Bei der FDP (10,7 Prozent) gab es die geringsten Schwankungen in den einzelnen Altersgruppen. Die Linke (9,2 Prozent) erzielte ihren höchsten Anteil bei den 25- bis 34-Jährigen mit 10,9 Prozent. Die Grünen (8,9 Prozent) kamen in allen Altersgruppen bis 59 Jahre auf zweistellige Prozentwerte. Danach war allerdings Ebbe. Unter den über 70-Jährigen wählten nur 3,8 Prozent grün.

Noch nie wurde das Stimmensplitting so häufig genutzt wie bei dieser Wahl. Nur knapp 73 Prozent gaben ihre Erstund Zweitstimme für dieselbe Partei ab. Zunehmend wird also taktisch gewählt, etwa um eine bestimmte Koalition zu ermöglichen. Auch die Zahl der Briefwähler erreichte 2017 mit einem Anteil von 28,6 Prozent einen Rekordwert. bit.ly/statistiken_wahl

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