Der tiefe Sturz des DSK

IWF-Chef Strauss-Kahn war die große Hoffnung der Sozialisten. Er sollte Präsident Sarkozy ablösen.

Paris. Samstagabend hatte Frankreichs Sozialisten-Chefin Martine Aubry noch allen Grund zur Freude. Als Bürgermeisterin von Lille ließ sie im Pariser „Stade de France“ ihren siegreichen Heimatclub OSC hochleben: den neuen französischen Pokalsieger. Doch kurz darauf versetzte die unfassbare Eilmeldung aus New York („Dominique Strauss-Kahn verhaftet“) die Parteichefin in eine Schockstarre.

Der 62 Jahre alte Sozialist, seit vier Jahren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), war der erklärte Hoffnungsträger der „Parti Socialiste“ für die nächste Präsidentenwahl. Mit DSK, wie sie den beliebten Politiker in Frankreich nennen, sollte nach drei klar verlorenen Präsidentenwahlen 2012 endlich wieder die Rückkehr an die Macht gelingen.

Der Optimismus der Sozialisten kam nicht von ungefähr: DSK ist seit Monaten König aller Umfragen. So auch in den aktuellsten, die am Sonntag veröffentlicht wurden, als er schon in einer Arrestzelle der New Yorker Polizei saß. Sie belegen erneut: Der 62-Jährige ist nicht nur erklärter Favorit der Linken für die Präsidentschaftswahl 2012, auch eine Mehrheit der Franzosen wünscht ihn zum künftigen Staatschef.

Dass Strauss-Kahn nicht nur ein international anerkannter Finanzspezialist ist, sondern auch ein Weiberheld, ist kein Geheimnis. Vor drei Jahren, da saß er schon auf dem IWF-Chefsessel, hatte der charmante Bonvivant ein außereheliches Verhältnis mit einer jungen Mitarbeiterin. Als der Seitensprung bekannt wurde, entschuldigte sich DSK — und seine Frau, die bekannte TV-Journalistin Anne Sinclair, verzieh ihrem Gatten. Es war eine Affäre, die daheim folgenlos bleiben sollte. Denn anders als etwa in den puritanischen USA scheren sich die Franzosen herzlich wenig um das Privatleben ihrer Politiker.

Schon eher als heikel erwies sich für Strauss-Kahn die „Porsche“-Affäre, die ihn noch vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen brachte. Der Boulevard hatte ein für deutsche Augen harmloses Foto veröffentlicht, auf dem DSK und seine Frau in Paris gerade in einen Porsche steigen. Harmlos auch deshalb, weil die Nobelkarosse in Wirklichkeit seinem Berater gehört. Gleichwohl löste das Foto in der französischen Linken einen Sturm der Entrüstung aus.

Strauss-Kahn hat schon seit langem den in Frankreich unschönen Ruf eines Champagner-Sozialisten, der einen verschwenderischen Lebensstil pflegt. In Paris bewohnt er eine Immobilie an der noblen „Place des Vosges“, die teuerste Adresse der Metropole. Damit nicht genug: Der Sozialist besitzt ferner ein prachtvolles Anwesen im marokkanischen Marrakesch.

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