Berlin sieht keine Frühjahrsoffensive der Taliban

Das Auswärtige Amt spricht von einer „begrenzten terroristischen Aktion“.

Berlin/Kabul. Kabul und drei Provinzhauptstädte im Osten Afghanistans — die Ziele des Großangriffs der Taliban lagen alle weit vom Zuständigkeitsgebiet der Bundeswehr entfernt. Es hätte aber auch anders kommen können. In der Nacht zum Sonntag nahm die Polizei 15 Kämpfer fest, die offenbar Angriffe in Kundus geplant hatten. Die Bundeswehr hat dort ihr zweitgrößtes Lager.

Bei der Razzia beschlagnahmten die afghanischen Sicherheitskräfte Maschinengewehre und Munition. Damit wurde offenbar ein weiteres Blutbad verhindert. Bei den Gefechten über 18 Stunden am Sonntag waren 36 Taliban-Kämpfer, acht Angehörige der Sicherheitskräfte und drei Zivilisten getötet worden.

In den vergangenen zwei Jahren wurde auch die Bundeswehr im Frühjahr empfindlich getroffen. Am Karfreitag 2010 wurde sie bei Kundus angegriffen und in das größte Gefecht ihrer Geschichte verwickelt. Drei Soldaten wurden getötet. Im Frühjahr 2011 kamen vier Bundeswehrsoldaten bei einer Anschlagsserie ums Leben. Bei der größten Attacke auf einen Gouverneurssitz wurde mit dem deutschen Kommandeur für Nordafghanistan erstmals auch ein General der Isaf verletzt.

Der Anschlag stand für eine neue Strategie der Taliban, die auf spektakuläre Terroraktionen setzt. Die Taliban, die den Isaf-Truppen militärisch nicht mehr die Stirn bieten können, versprechen sich davon eine große Öffentlichkeitswirksamkeit.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums warnte am Montag mit deutlichen Worten vor einer Überbewertung der Taliban-Angriffe. Der Begriff Frühjahrsoffensive sei eine „Propaganda-Hülse“, sagte er. Die Bewertung des Auswärtigen Amts fiel ähnlich aus. Bei den Angriffen handele es sich um „begrenzte terroristische Aktionen“, hieß es.

An der Strategie der Nato in Afghanistan werden die Attacken jedenfalls nichts ändern. Die Außen- und Verteidigungsminister des Bündnisses kommen am Mittwoch zusammen, um den Nato-Gipfel im Mai vorzubereiten. Die Botschaft beider Treffen wird sein: In Afghanistan wird Kurs gehalten. Bis Ende 2014 will die Nato ihren Kampfeinsatz beenden und die Verantwortung an afghanische Sicherheitskräfte übergeben.

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