Protestbewegung in Bahrain nutzt Formel-1 für Öffentlichkeit

Manama (dpa) - Trotz großer Polizeipräsenz wegen des Formel-1- Rennens haben Jugendliche in Bahrain erneut demonstriert und Autoreifen auf Straßen angezündet. Die Feuer wurden zumeist schnell gelöscht.

An den Vortagen war es zu heftigen Konfrontationen von Demonstranten mit der Polizei gekommen. Dabei war nach Angaben der Opposition mindestens ein Mensch erschossen worden. Seine Leiche wurde am Samstag auf einem Hausdach gefunden.

König Hamad bin Issa al-Chalifa versuchte am Sonntag, mit dem Versprechen von Reformen die Wogen zu glätten. „Ich möchte meinen persönlichen Einsatz für Reformen und Aussöhnung in unserem großartigen Land betonen“, sagte der Monarch. „Die Tür für einen ernsthaften Dialog mit unserem ganzen Volk ist immer offen.“

Die Protestbewegung hatte den Grand Prix genutzt, um die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf Menschenrechtsverletzungen in der Golf-Monarchie zu lenken. Zunächst forderte die Opposition, das Rennen wie im Vorjahr abzusagen. Sie warf dem König vor, den Grand Prix politisch zu instrumentalisieren. Doch einige Oppositionelle haben ihre Meinung dazu inzwischen geändert. Aus der Protestbewegung hieß es am Sonntag, der Wettbewerb habe geholfen, Aufmerksamkeit auf die Missstände zu lenken.

Die Herrscherfamilie gehört der sunnitischen Glaubensrichtung des Islams an, deren Anhänger in dem Land die Minderheit bilden. Die meisten Angehörigen der Opposition sind schiitische Muslime. Sie klagen über Diskriminierung aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit.

Beeinflusst von den Massenprotesten in Tunesien und Ägypten hatten im Februar 2011 auch in Bahrain hunderttausende Demonstranten die Umwandlung des Staates in eine konstitutionelle Monarchie verlangt, in der die Regierung vom Parlament ernannt wird. Dies lehnt die Herrscherfamilie ab. Als die Sicherheitskräfte die Proteste mit Gewalt und Massenfestnahmen beendeten, radikalisierten sich die Demonstranten. Inzwischen ertönt bei Demonstrationszügen in Bahrain auch der Ruf „Nieder mit König Hamad!“.

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