Jakartas Bürgermeister Jokowi bei Präsidentenwahl vorn

Jakarta (dpa) - Aus der Provinz an die Staatsspitze Indonesiens: Jakartas Bürgermeister Joko Widodo, vor wenigen Jahren noch Provinzpolitiker, hat nach ersten Hochrechnungen die Präsidentenwahl gewonnen.

Jakartas Bürgermeister Jokowi bei Präsidentenwahl vorn
Foto: dpa

Der 53-Jährige, genannt Jokowi, lag nach Angaben des CSIS-Instituts vier Stunden nach Schließung der Wahllokale am Mittwoch mit 52 Prozent zu 48 Prozent vor seinem Gegner Prabowo Subianto (63). „Nach den ersten Stimmhochrechnungen haben wir gewonnen“, sagte Jokowi vor jubelnden Anhängern. Zeitungen und Analysten sahen ihn uneinholbar vorn.

Prabowo gab sich aber nicht geschlagen. Er erhalte nach seiner Auswertung der Hochrechnungen Unterstützung und ein Mandat, behauptete der für sein cholerisches Temperament bekannte Ex-General und Geschäftsmann bei einer Pressekonferenz.

Indonesien erstreckt sich in Südostasien am Äquator über mehr als 5000 Kilometer. Das Land hat die größte muslimische Bevölkerung der Welt. 88 Prozent der 250 Millionen Menschen sind Muslime. Extremisten haben aber kaum Rückhalt. Die große Mehrheit praktiziert einen moderaten Islam.

Der schmächtige Jokowi stammt aus ärmlichen Verhältnissen und machte als erfolgreicher Provinzpolitiker Furore, ehe die Hauptstadt Jakarta ihn 2012 zum Bürgermeister wählte. Er gilt als effizienter Manager, Korruptionsbekämpfer und Mann des Volkes, der gerne unangemeldet durch Stadtteile streicht und mit den Leuten spricht.

Prabowo hat in den USA studiert, ist reich und weltgewandt. Er kämpft aber seit Jahren gegen Vorwürfe schwerer Menschenrechtsverletzungen. Kritiker lasten ihm Massaker im besetzten Osttimor in den 1970er Jahren und Verantwortung für die Entführung von Demokratie-Aktivisten vor dem Ende der Suharto-Diktatur 1998 an. Von 13 fehlt bis heute jede Spur. Prabowo war mit Suhartos Tochter verheiratet.

Jokowi wurde im Wahlkampf von einer schlanken Koalition gestützt - das gebe ihm die Chance, ohne Rücksicht auf viele Koalitionspartner ein versiertes Kabinett zusammenzustellen, schreibt das RSIS-Institut in Singapur am Mittwoch in einer Analyse. Allerdings schwebe über ihm Ex-Präsidentin Megawati Sukarnoputri (67, die Jokowi als Kandidaten gekürt hatte und der selbst Machtansprüche nachgesagt werden. „Jokowi muss sich damit auseinandersetzen, dass er als „Marionettenpräsident“ abgetan werden könnte“, meint das Institut.

„Auf den nächsten Präsidenten warten eine Unmenge Herausforderungen“, sagt der Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jakarta, Jan Woischnik. „Die Korruption etwa, und das Land braucht großes Wachstum, um die Menschen aus der Armut zu holen. Die Infrastruktur mit Straßen, Schienen, Flughäfen und Häfen ist marode und die Bürokratie ineffizient. Dazu gibt es Umweltprobleme durch die massiven Waldrodungen.“

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