Neun Tote im Gazastreifen

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Israels Armee bereitet sich nach der Eskalation der Gewalt im Konflikt mit der Hamas auf eine größere Militäroperation vor.

Neun Tote im Gazastreifen
Foto: dpa

In den Streitkräften würden 1500 Reservisten mobilisiert, kündigte Armeesprecher Peter Lerner am Montag an. Die im Gazastreifen herrschende, radikalislamische Hamas hatte vorher nach heftigen israelischen Luftangriffen Rache für den Tod von neun Menschen angekündigt.

Am Montagabend feuerte die Hamas Dutzende von Raketen auf israelische Ortschaften. Erstmals seit Beginn der jüngsten Welle der Gewalt bekannte sich der bewaffnete Arm der Hamas zu den Angriffen. Nach Angaben des israelischen Fernsehens wurden binnen einer Stunde rund 60 Raketen abgefeuert. Es seien Ortschaften im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen angegriffen worden.

Im Streit um das richtige Vorgehen angesichts der Eskalation der Gewalt brach Außenminister Avigdor Lieberman das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud. Seine Fraktion wolle aber in der von Regierungschef Benjamin Netanjahu geführten Koalition bleiben.

Die Nachrichtenagentur Maan berichtete am Montag, sieben der im im Gazastreifen Getöteten seien Mitglieder des bewaffneten Flügels der Hamas. Sechs von ihnen seien beim Bombardement eines Tunnels im Grenzgebiet zu Ägypten ums Leben gekommen. Militärsprecher Lerner sagte dazu, die Luftwaffe habe den Eingang vor einiger Zeit beschossen. Die Hamas-Mitglieder seien aber getötet worden, als sie die Schäden inspizieren wollten. Dabei sei Sprengstoff in dem Tunnel explodiert.

„Unsere Botschaft ist, dass wir für jede Entwicklung bereit sind“, sagte der Armeesprecher. Hamas sei aktiv an den jüngsten Angriffen auf Israel beteiligt. „Wir müssen uns auf eine weitere Verschlimmerung der Lage einrichten.“

Die Luftschläge sind eine Reaktion Israels auf Dutzende Raketen, die militante Palästinenser seit Tagen auf israelische Ortschaften abfeuern. Auslöser für die neuen Spannungen waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Teenagern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In letzterem Fall hat die israelische Polizei sechs jüdische Tatverdächtige festgenommen. Die verdächtigen Israelis seien zu einer psychiatrischen Untersuchung geschickt worden, meldete die Nachrichtenseite „ynet“.

Drei von ihnen haben nach israelischen Medienberichten den Mord an gestanden. Die israelische Zeitung „Haaretz“ schrieb am Montag, die Polizei habe die Tat mit den Verdächtigen nachgestellt. „Wir versuchen herauszufinden, welche Rolle jeder von ihnen genau gespielt hat“, sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld.

Ministerpräsident Netanjahu sprach dem Vater des jungen Arabers am Montag sein Beileid aus. Er selbst und die Bürger Israels seien „tief erschüttert von dem abscheulichen Mord“ an dem 16-Jährigen. Die Leiche von Mohammed Abu Chedair war am Mittwoch in einem Wald bei Jerusalem gefunden worden. Ein vorläufiger Autopsiebericht ergab nach palästinensischen Angaben, dass er bei lebendigem Leibe verbrannte.

Bei den festgenommenen Tatverdächtigen handele es sich um eine „Zelle von Mitgliedern des ultrarechten Lagers“, berichtete der israelische Rundfunk unter Berufung auf Polizeikreise. Man gehe jedoch nicht von einer organisierten Terrorzelle aus. Tatmotive seien offenbar Hass auf Araber und Rache für den Mord an den israelischen Teenagern.

Angesichts der Gewalt wächst die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg sowie einem neuen Palästinenser-Aufstand. Der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri beschrieb die israelischen Luftangriffe als „schwerwiegende Eskalation“. Suhri drohte: „Der Feind wird den Preis zahlen.“ Hamas hat bereits gedroht, man werde „neue Ziele“ in Israel angreifen. Bei dem letzten großen Schlagabtausch im November 2012 hatte Hamas auch die israelischen Großstädte Tel Aviv und Jerusalem angegriffen.

Außenminister Lieberman sagte, Hintergrund seines Bruchs mit Netanjahu seien „tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten“. Lieberman hat Netanjahus Vorgehen gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas als zu zögerlich kritisiert. Er fordert eine breite Militäroffensive in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer.

„Die Realität, in der wir leben, mit Hunderten von Raketen, die eine Terrororganisation zur Verfügung hat und die jederzeit entscheiden kann, wann sie sie einsetzen will, ist unerträglich“, sagte Lieberman. „Ich verstehe nicht, worauf wir warten.“

Die beiden Politiker hatten das Bündnis vor den Wahlen im Januar 2013 geschlossen. Nach dem Bruch bleiben dem Likud nur noch 20 von insgesamt 120 Mandaten im Parlament, Israel Beitenu verfügt über 11 Mandate. Der Likud hat damit nur noch einen Sitz Vorsprung gegenüber der Zukunftspartei von Finanzminister Jair Lapid.

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