Aus Schleswig-Holstein eingewandert Wolf setzt sich nach Mecklenburg-Vorpommern ab und entgeht drohendem Abschuss

Kiel · Ein Wolf aus Schleswig-Holstein setzt sich nach Mecklenburg-Vorpommern ab. Das rettet dem Tier wohl das Leben. Eine Jagderlaubnis wird wieder zurückgenommen.

 Ein Wolf mit der Kennung GW924m hat die Landesgrenzen von Schleswig Holstein verlassen. Das rettet ihm womöglich das Leben.

Ein Wolf mit der Kennung GW924m hat die Landesgrenzen von Schleswig Holstein verlassen. Das rettet ihm womöglich das Leben.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Ein von den Behörden in Schleswig-Holstein zum Abschuss freigegebener sogenannter Problemwolf hat sich offensichtlich nach Mecklenburg-Vorpommern abgesetzt. Durch DNA-Spuren sei belegt, dass das Tier am 26. Oktober nahe Schwerin ein Nutztier gerissen habe, teilte das Umweltministerium in Kiel am Montag mit. Die von Schleswig-Holstein erteilte Genehmigung zum Abschuss sollte deshalb nun wieder außer Kraft gesetzt werden.

Die Erlaubnis zum Abschuss galt seit Januar und wurde mehrfach verlängert, weil es nicht gelang, das scheue Tier mit der individuellen Kennung GW924m ausfindig zu machen. Zuletzt dehnten die zuständigen Behörden in Schleswig-Holstein die Erlaubnis zur Jagd von einem begrenzten Kreis auf alle Jagdberechtigen aus.

"GW924m hat den Bereich Südwestholstein offenbar verlassen und ist nach Osten weitergezogen", erklärte der schleswig-holsteinische Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). "Wir stehen in engem Austausch mit den Behörden in Mecklenburg-Vorpommern und werden seine weiteren Bewegungen so genau wie möglich nachverfolgen."

Wolf GW924m hat gelernt, spezielle Herdenschutzzäune zu überwinden und Nutztiere zu erlegen. Nach zahlreichen Vorfällen erteilten die Behörden in Schleswig-Holstein deshalb ausnahmsweise eine Abschussgenehmigung. Dadurch soll unter anderem verhindert werden, dass das Tier das Verhalten an Artgenossen weitergibt. Wölfe sind sonst strengstens geschützt und dürfen nicht gejagt werden.

Bereits zuvor gab es Erkenntnisse, dass sich GW924m in Richtung Osten bewegt. Laut Umweltministerium wurde seine DNA am 21. Oktober bei einem Nutztierriss in der Gemeinde Schwochel in Ostholstein nördlich von Lübeck festgestellt. Das "spezielle Verhalten" dieses Tiers sei eine "große Herausforderung" für sämtliche Nutztierhalter und das Wolfsmanagement, erklärte dieses.

Bei dem Wolf handelt es sich um einen jungen Rüden ohne Rudel. Solche Tiere ziehen allein umher und haben noch kein festes Revier. In Deutschland waren Wölfe einst ausgerottet, breiten sich aber seit rund 20 Jahren wieder aus. Gegen die Präsenz der Raubtiere machen vor allem Halter von Nutztieren seit Jahren politisch mobil.

Die Abschussgenehmigung in Schleswig-Holstein bleibt laut Umweltministerium formal zunächst noch in Kraft, weil sie erst mit Veröffentlichung des neuen Amtsblatts am 2. Dezember offiziell zurückgenommen werden kann. Alle Jagdberechtigten würden allerdings bereits jetzt darauf hingewiesen, dass sich der fragliche Wolf aller Wahrscheinlichkeit inzwischen nicht mehr im darin definierten "Entnahmegebiet" aufhalte, hieß es.

(AFP)
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