Wien zelebriert Abschied von Otto von Habsburg

Wien (dpa) - Mit einem Requiem im Stephansdom und der Bestattung in der Kapuzinergruft haben am Samstag in Wien zahlreiche Menschen Abschied von dem verstorbenen Kaisersohn Otto von Habsburg genommen.

Der einstige Kronprinz und Europapolitiker wurde in der Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche beigesetzt. Abschluss der rund zweiwöchigen Trauerfeiern sollte die Bestattung seines Herzens am Sonntagabend in Ungarn sein.

Unter den rund 1000 Ehrengästen im Stephansdom waren zahlreiche Vertreter europäischer Adelshäuser wie König Carl XVI. Gustaf von Schweden und seine Frau Silvia, Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein mit Fürstin Marie sowie Großherzog Henri von Luxemburg und Großherzogin Maria Teresa. Für die Politik kamen unter anderen der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, Kroatiens Ministerpräsidentin Jadranka Kosor und der georgische Präsident Michail Saakaschwili. Aus Österreich nahmen Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann sowie zahlreiche Minister und Landeschefs teil.

„Es ist eine Frage des Respekts, hierher zu kommen“, begründete der Bundeskanzler seine Teilnahme. Dass bei der Zeremonie auch die „Kaiserhymne“ gespielt werde, sei die Entscheidung der Familie. Die aufwendigen Trauerfeiern mit großer Regierungs- und Militärbeteiligung hatten im Vorfeld in Österreich einige Kritik ausgelöst.

Kardinal Christoph Schönborn, der das Requiem leitete, würdigte in seiner Predigt das politische Wirken Habsburgs aus einem christlichen Selbstverständnis heraus: „Leidenschaftlich hat er dem Friedensprojekt Europa gedient“, sagte Schönborn.

Abordnungen von Adel, Klerus, Politik, Ritterorden, Traditionsverbänden und Militär in Ornat und Uniformen begleiteten den Sarg zur Kapuzinerkirche. Etwa 10 000 Schaulustige säumten die Straßen, als der einen Kilometer lange Kondukt durch die imperiale Hofburg, über den Heldenplatz und die Ringstraße geführt wurde.

In die Kapuzinerkirche wurde der Sarg mit dem Leichnam erst nach der traditionellen „Anklopf-Zeremonie“ eingelassen. Weder dem Adeligen noch dem Politiker wurde die Pforte geöffnet. Erst als der Kaisersohn als „sterblicher, sündiger Mensch“ vorgestellt wurde, hieß es: „So komme er herein.“ Die eigentliche Bestattung in der Kapuzinergruft wurde im engsten Familienkreis begangen.

Otto von Habsburg war am 4. Juli im Alter von 98 Jahren in Bayern gestorben. Er war der älteste Sohn des letzten in Österreich regierenden Kaisers Karl I. und seiner Frau Zita. Als CSU-Politiker setzte er sich für die europäische Einigung ein und war zwei Jahrzehnte Mitglied des Europaparlaments.

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