Verwirrung um spanische Königstochter Cristina

Madrid (dpa) - Das Königshaus ist verärgert, die Justiz verwirrt. Die spanische Königstochter Cristina soll in den Jahren 2005 und 2006 mehrere Wohnungen und Grundstücke verkauft und dafür 1,4 Millionen Euro kassiert haben.

So jedenfalls stand es in den Unterlagen, die das Finanzamt dem Ermittlungsrichter José Castro zukommen ließ, der die Steuererklärungen der Infantin überprüft. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Informationen des Finanzamts falsch waren.

Das Königshaus hatte den Bericht der Behörde über die angeblichen Immobiliengeschäfte der zweitältesten Tochter von König Juan Carlos und Königin Sofía energisch dementiert. Auch die Eigentümer der insgesamt 13 Wohnungen und Grundstücke, die die 48-jährige Infantin laut Finanzamt verkauft haben soll, bestritten, jemals etwas mit der Königstochter zu tun gehabt zu haben.

„Wo haben sie nur die Geschichte mit der Infantin her?“, wunderte sich der Käufer einer genannten Wohnung. „Das ist unglaublich. Ich habe das Appartement am Strand von Alicante von einem 70 Jahre alten Rentnerpaar erworben“, berichtete der Mann der Zeitung „El País“. Verblüfft reagierte auch Angela Roldán, der ein Haus und vier Ackerflächen gehören, die sich laut Finanzamt ebenfalls im Besitz der Königstochter befunden haben sollen. „Wie sollte die Infantin uns Immobilien verkauft haben, die seit Jahrzehnten unserer Familie gehören?“, fragte die Eigentümerin.

Die Steuerbehörden benötigten vier Tage, um ihren Fehler einzugestehen. Falsch eingegebene Ausweisnummern hätten zu einer Verwechselung geführt, teilte das Finanzministerium am Dienstag mit. Das Finanzamt habe dem Ermittlungsrichter lediglich Grundbucheintragungen und Informationen von Notaren weitergegeben.

Damit wurde das Rätsel um vermeintliche Deals der Königstochter aber noch nicht gelöst. Die Spanier fragen sich nun: Wie konnte es geschehen, dass in die Unterlagen zu Immobilien in verschiedenen Gegenden des Landes sich überall der gleiche Fehler einschlich? Der Kolumnist José María Izquierdo meinte: „Niemand glaubt, dass das Finanzamt in einer so heiklen Angelegenheit, die zudem eine Tochter des Königs betrifft, Informationen ungeprüft an die Justiz weiterleitet.“

In manchen Medien war gar spekuliert worden, dem Richter Castro seien gezielt falsche Angaben zugespielt worden, um dessen Ermittlungen zu sabotieren. Der Jurist auf Mallorca leitet die Untersuchungen gegen Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarin. Dem Ex-Handballstar wird zur Last gelegt, als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung staatliche Mittel unterschlagen zu haben. Castro wollte in dieser Sache auch gegen die Königstochter ermitteln. Das Landgericht in Palma de Mallorca lehnte dies jedoch ab und empfahl, stattdessen Cristinas Steuererklärungen zu überprüfen.

Die Ermittlungen ziehen sich seit Monaten und nagen am Ansehen des Königshauses. Kürzlich bekamen sogar Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia bei einem Opernbesuch Pfiffe zu hören, obwohl sie mit dem Skandal nichts zu tun haben. Der Wirrwarr um die vermeintlichen Immobiliengeschäfte Cristinas dürfte nun auch das Vertrauen der Spanier in das Finanzamt trüben.

Es war allerdings nicht das erste Mal, dass eine Behörde ein Mitglied der königlichen Familie mit einem einfachen Bürger verwechselte. Die Polizei hatte kürzlich Cristinas Schwester Elena ein Strafmandat ausgestellt, weil die älteste Königstochter am Steuer eines Traktors ohne Versicherung gesessen haben soll. Die Eingabe einer falschen Ausweisnummer hatte dazu geführt, dass die Infantin mit einem Bauern verwechselt wurde. Nach Informationen der Zeitung „El Día de Valladolid“ bemerkte die Polizei das Versehen, bevor der Strafmandat der Königstochter zugestellt wurde.

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