Valentina Tereschkowa war erste Frau im Weltall

Die Russin Valentina Tereschkowa hob vor 50 Jahren als erste Frau ins Weltall ab. Zum Ruhme des Sozialismus, aber mit Pannen.

Moskau. Der historische Raumflug von Valentina Tereschkowa vor 50 Jahren ist ein Triumph der Sowjetunion im Kalten Krieg — und kostet die erste Frau im All beinahe das Leben. „Lange habe ich dieses Geheimnis bewahrt, aber es gab eine schwere Panne“, erzählt die „kosmische First Lady“ heute. Durch einen Fehler im Steuersystem kann das im Orbit kreisende Wostok-Raumschiff das Landemanöver nicht einleiten. „Eilig erhielt ich aus Moskau neue Daten für den Bordcomputer.“ Etwa 71 Stunden nach dem Start am 16. Juni 1963 katapultiert sich die Russin in sieben Kilometern Höhe aus der Kapsel und landet mit dem Fallschirm nahe Nowosibirsk.

„Ich war bereit, mein Leben der Raumfahrt zu opfern, und bin es noch immer“, sagt Tereschkowa. „Ich würde unheimlich gern zum Mars fliegen, um zu schauen, ob es dort Leben gab. Und falls dem so ist, würde ich gern wissen, welche Katastrophe dieses Leben ausgelöscht hat.“ Die erste bemannte Reise zum Roten Planeten werde wegen der Entfernung wohl ohne Rückkehr geschehen, meint die 76-Jährige.

Nicht nur wegen des falsch programmierten Computers verläuft der dreitägige Flug der „Tschaika“ (Möwe), wie Tereschkowas Funkcode lautet, nicht ganz nach Plan. Nach ihrem Start in Baikonur nickt die Kosmonautin mehrfach ein. Besorgt fragt die Leitzentrale, ob ihr etwas zugestoßen sei. Alle Fehlerberichte bleiben bis zum Zusammenbruch der UdSSR 1991 im Tresor — der Sieg gegen den großen Konkurrenten Nasa sollte unbefleckt bleiben.

„Es ist kein Geheimnis, dass die Sowjetunion im Wettlauf mit den USA aus Propagandagründen die erste Frau ins All bringen wollte“, räumt Tereschkowa ein. Einen „Beweis für die Gleichberechtigung der Geschlechter im Sozialismus“ nennt Kremlchef Nikita Chruschtschow den Flug. In der Praxis sieht das anders aus: Tereschkowa bleibt bis zur Mission von Swetlana Sawizkaja 1982 zwei Jahrzehnte lang die einzige Frau im All. Als dritte und letzte Russin hob Jelena Kondakowa ab — das ist 16 Jahre her.

„Frauen haben es in der russischen Raumfahrt schwer, obwohl dort viele Ingenieurinnen und Ärztinnen arbeiten“, sagt Tereschkowa. Auch deswegen kritisiert sie den Weltraumtourismus, bei dem Reiche sich Flüge ins All kaufen. „Die Plätze sollten Fachleuten vorbehalten bleiben, die etwas für die Allgemeinheit tun.“

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