17 Jahre alter Mordfall Seine Widersprüche könnten Manuel S. als Mörder von Peggy überführt haben

München · 17 Jahren nach dem Verschwinden von Peggy haben die Ermittler in dem rätselhaften Mordfall einen Verdacht. Die Grundlage dieser spektakulären Entwicklung lieferte der Zufallsfund der Leiche des Kindes im Frühsommer 2016.

Hundertschaften der Polizei suchten Ende September 2016 erneut am Auffindeort von Peggy in Rodacherbrunn mit schwerem Gerät.

Hundertschaften der Polizei suchten Ende September 2016 erneut am Auffindeort von Peggy in Rodacherbrunn mit schwerem Gerät.

Foto: dpa/Fricke

Wird der Mordfall Peggy nach 17 Jahren doch noch aufgeklärt? Bei der Suche nach dem Mörder der Neunjährigen aus dem fränkischen Lichtenberg könnten Polizei und Staatsanwaltschaft einen womöglich entscheidenden Schritt gemacht haben. Seit Dienstag sitzt der 41 Jahre alte Manuel S. in Untersuchungshaft. Ein Mann, dessen Name rund um diesen mysteriösen Mordfall schon wiederholt fiel - und der nun unter dringenden Tatverdacht geraten ist.

Der als Bestatter arbeitende S. schwieg bei seiner Vorführung beim Haftrichter, so die Ermittler. Über seinen Verteidiger ließ er allerdings alle Vorwürfe gegen sich zurückweisen.

Diese haben seit dieser Woche eine ganz neue Qualität: Denn schon im September räumte S. ein, im Mai 2001 die Leiche von Peggy weggeschafft zu haben. Doch jetzt glauben die Ermittler, er könnte das Kind eigenhändig getötet haben - oder zumindest bei der Tötung dabei gewesen sein.

Der Beschuldigte hatte bei einer Vernehmung angegeben, dass er das leblose Kind von einem anderen Mann an der Bushaltestelle in der Poststraße übernommen habe. Danach habe er den leblosen Körper des Mädchens im Mai 2001 in einen Wald gebracht.

Der Beschuldigte hatte bei einer Vernehmung angegeben, dass er das leblose Kind von einem anderen Mann an der Bushaltestelle in der Poststraße übernommen habe. Danach habe er den leblosen Körper des Mädchens im Mai 2001 in einen Wald gebracht.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Die Grundlage dieser spektakulären Entwicklung lieferte der Zufallsfund der Leiche des Kindes. Im Frühsommer 2016 entdeckte ein Pilzsammler die sterblichen Überreste von Peggy.

Pollen und Farbreste verraten S.

Am Fundort der Leiche entdeckten die Ermittler damals auch Pollen und Farbreste, die zu S. führten und diesen so in die Bedrängnis brachten, dass er im September den Leichentransport gestand. Damals gab er an, von einem Mann das leblose Kind übernommen zu haben und es dann in einem Waldstück im nahen Thüringen abgelegt zu haben.

Das Problem für S.: Die Ermittler konnten mit Hilfe von anderen Beweismitteln herausfinden, dass "wesentliche Angaben des Beschuldigten" nicht zu den anderen Ermittlungsergebnissen passen. Kurz gesagt: S. soll vor einem Vierteljahr gelogen haben. So soll der von ihm behauptete Anlass zur Übergabe der Leiche sowie auch der Ablauf des Geschehens von den Ermittlungen widerlegt sein.

Im September wurde S. wieder freigelassen

Im September war S. noch frei geblieben, obwohl die Staatsanwaltschaft ihm auch da schon einen Mordvorwurf machte. Doch nach einer Vielzahl von Pannen in dem Fall wollten sich die Ermittler offensichtlich nicht die Blöße geben, S. festzunehmen und schon bald wieder laufen lassen zu müssen.

Chronologie zum Fall Peggy.

Chronologie zum Fall Peggy.

Foto: dpa-infografik/dpa-infografik GmbH

Nun besteht für sie dringender Tatverdacht. Und womöglich reichen die gesammelten Indizien schon aus, dass die Staatsanwaltschaft eine Mordanklage formulieren kann.

Denn auch ein Motiv für die Tat glaubt die Soko Peggy gefunden zu haben. S. könnte demnach eine zuvor begangene Straftat verdeckt haben. Was für eine Straftat das sein könnte, liegt in diesem Fall nahe: Schon aus den früheren Ermittlungen ist bekannt, dass die Grundschülerin von Männern in der Gegend sexuell missbraucht wurde oder Anlass für pädophile Phantasien war.

Die Rolle der Mutter

Eine zusätzliche Brisanz bekommt die Festnahme dadurch, dass S. mit seiner Mutter einen großen Anteil am ersten Prozess in dem Fall hatte. 2004 war der zu den Bekannten von S. zählende geistig behinderte Ulvi K. als Mörder verurteilt worden.

K. war davor auch deswegen unter Verdacht geraten, weil die Mutter von S. bei der Polizei ausgesagt hatte, K. zur Zeit des Verschwindens in der Nähe des Tatorts gesehen zu haben. Ihr ebenfalls als verdächtig geltender eigener Sohn war dadurch entlastet worden. Erst zehn Jahre nach der Verurteilung wurde K. in einem Wiederaufnahmeverfahren als unschuldig freigesprochen.

S. hatte am Tag des Verschwindens von Peggy seinen 24. Geburtstag. Der Verdacht ist, dass er an diesem Tag zum Mörder wurde - womöglich wird sich S. im kommenden Jahr vor Gericht wegen dieses Vorwurfs verantworten müssen.

(AFP)
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