Fast jede zweite Mutter sieht ihr Kind als Stress-Faktor
Münster/Berlin/Hamburg (dpa) - Jedes dritte Kind in Deutschland wünscht sich mehr gemeinsame Zeit mit seiner Mutter. Aber viele Frauen fühlen sich durch Familie und Beruf gestresst. Das zeigen zwei Umfragen kurz vor dem Muttertag.
Für 40 Prozent der Befragten im diesjährigen „Kinderbarometer“ der Landesbausparkasse (LBS) West stand dabei Kochen oder Backen ganz oben auf der Wunschliste. 38 Prozent der Befragten nannten in der am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie gemeinsames Spielen mit der Mutter als Wunsch, 30 Prozent gemeinsamen Sport. Mehrfachnennungen waren möglich. Gemeinsames Essen und Zeit für Hausaufgaben folgten mit 29 Prozent auf Platz vier. Reden, Basteln und Fernsehen (28 Prozent) stehen höher im Kurs als Musik hören (25), Wandern (24) oder Computerspiele (17).
„Die Ergebnisse des LBS-Kinderbarometers lassen erkennen, dass das Wohlbefinden von Kindern stark mit der Bewertung der Arbeitszeit der Mutter zusammenhängt. Immerhin knapp ein Viertel der Kinder wünschen sich, dass ihre Mütter weniger arbeiten gehen“, sagt der Sprecher der Studie, Christian Schröder von der LBS. Kinder, die mit der Arbeitszeit der Mutter zufrieden seien, fühlten sich in ihrer Familie deutlich wohler.
Nach Meinung des Münsteraner Soziologen Roland Schindler setzt das Ergebnis des LBS-Kinderbarometers die Mütter unnötig unter Druck. „Zwei Drittel der Kinder haben sich zufrieden gezeigt mit der Situation in der Familie. Das ist ein toller Wert“, sagte Schindler. Dass jetzt die Rolle der Mütter einseitig auf das Problem Zeitmangel im Zusammenhang mit dem Job reduziert werde, sei nicht in Ordnung. Der Forscher von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sieht darin eine versteckte Anklage an die Mütter.