Ernte: Die Bauern ackern im Akkord

Die Maschinen laufen auf den Feldern auf Hochtouren. Jede trockene Stunde muss ausgenutzt werden.

Krefeld. Als Ende der vergangenen Woche die Sonne am Himmel erschien, ging die Drescherei los. Seither ernten die Bauern jeden Tag bis zehn, elf Uhr abends das Getreide auf den Feldern. Und wenn kein Tau fiel, auch die Nacht hindurch. "Wir müssen jede trockene Stunde nutzen", sagt der Krefelder Ortslandwirt Werner Schleupen (47), "es war so lange nass."

Die Gerste lag teilweise überreif und vom Regen platt gedrückt am Boden. Bei den vom Wasser schwer gewordenen Halmen, die noch standen, drohten die Ähren bei jedem Windstoß abzuknicken. "Die kriegen wir dann gar nicht mehr gepackt", so der Diplom-Ingenieur. Das Wetter jetzt aber gibt Hoffnung. "Das kriegen wir wohl hin, noch ist die Welt nicht untergegangen." Pilzbefall wie im vergangenen Jahr hat Schleupen nicht verzeichnet. "Da waren innerhalb weniger Tage alle Halme braun verfärbt."

Werner Schleupen (47), Gemüsebauer, zu seinem Wetterwunsch.

Die Natur hat den Bauern in diesem Jahr arg zu schaffen gemacht. Der Hochsommer fand im April statt. Mancher Bauer befürchtete, dass die Ernte vertrocknet. Die Gemüsefelder mussten für viel Geld beregnet werden. Folge: Kohlrabi und Chinakohl gab es zwei Wochen früher als gewohnt. Nur der Kopfsalat hat gelitten: "Wenn er zu schnell wächst, bekommt er zu wenig Calcium und dann Innenbrand, wird also in seinem Innern braun."

Dann kam die große Regenzeit: Aussaat von Kohl, Salat und Sellerie verzögerten sich. Gemüsebauer Schleupen: "Wir konnten nur pflanzen, wenn es nicht so nass war. Deshalb können wir auch nur in Etappen ernten." Zurzeit geht der niederrheinische Kappes (Weißkohl) in die Kiste. Auf manchem Kartoffelfeld sieht es hingegen ganz traurig aus: Nachdem die Pflanzen groß und grün in der Blüte gestanden haben, zeigt sich jetzt auf großen Flächen braunes, verfaultes Kartoffellaub. Der Fäulnispilz hat zugeschlagen, der Erreger für die Kraut- und Knollenfäule. Der Name spricht Bände: "Der Pilz macht sich von den Blätterspitzen manchmal bis hinunter auf die Knolle breit." Die Folge: "Das Laub fault tot in den Boden, die Kartoffeln wachsen nicht mehr."

Für den Weizen sieht es dagegen noch ganz gut aus. "Da passiert nichts, wenn es nicht wieder regnet. Er wird erst Ende der Woche termingerecht reif", zeigt sich der 47-Jährige zuversichtlich. "Im vergangenen Jahr wuchsen die Körner auf den Halmen. Das waren Riesenausfälle. Wir mussten dieses Getreide im Futter versemmeln. Fürs Brot war es nicht gut genug."

Strohballen Riesige, runde Strohballen liegen zurzeit auf den Stoppelfeldern. Ein großes Exemplar kann bis zu 180 Kilogramm auf die Waage bringen. Es gibt in jüngster Zeit immer mehr von den runden Riesen, weil sie den Landwirten weniger Arbeit machen.

Mähdrescher Der Mähdrescher erledigt die bei der Getreideernte anfallenden Arbeiten in einem Arbeitsgang. Zuerst wird das Getreide gemäht, anschließend werden die Körner aus den Ähren gedroschen und das Korn vom Stroh getrennt. Nach der Reinigung werden die Körner im Korntank des Mähdreschers gesammelt. Ist der voll, kommen die Körner auf Transportfahrzeuge und werden abtransportiert. Das Stroh hingegen bleibt noch auf dem Feld, wird lose als Dünger eingearbeitet oder eben zu Ballen gepresst.

Nutzung Die Ballen werden in Betrieben mit Schweine- und Rinderhaltung als Einstreu verwendet. So können die Ballen im Stall einfach, wie ein Teppich, abgewickelt und anschließend mit der Gabel verteilt werden. Aus Nordrhein-Westfalen wird auch viel Stroh nach Holland exportiert, wo es mit Pferdemist vermischt als Nährboden für Champignons genutzt wird.

Dünger Ackerbauern verwenden das Stroh gern zur Düngung. Das zerkleinerte Stroh wird breitflächig auf dem Feld verteilt und anschließend mit dem Boden vermischt. Durch die Strohdüngung wird dem Boden organische Substanz und die darin enthaltenen Nährstoffe zugeführt.

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