Vom Zoll geprüft und für gut befunden: Sisleys Werke

Über einen Zeitraum von acht Tagen erstreckte sich die Anlieferung der Sisley-Bilder. Jetzt hat der Zoll sie geprüft.

Wuppertal. Nein, es ist nicht so, als wären diese Bilder niemals betrachtet worden. Aber in diesen Räumen, in dieser Hängung, hat sie außer dem Personal des Von der Heydt-Museums noch niemand gesehen.

Aus „Sisley kommt“ wurde innerhalb weniger Tage das „Sisley ist da“. Jetzt warten die Kunstwerke des Impressionisten darauf, sich Hunderttausenden von Augenpaaren zu stellen. Doch zuvor ist Bürokratisches zu erledigen.

Michael Zaporowitz vom Zollamt Wuppertal-West blättert durch einen Aktenordner, während ihm die Kollegin Beate Hennemann über die Schulter schaut.

Nämlichkeitsprüfung nennt sich das, was da geschieht: Die gelisteten Bilder müssen mit dem übereinstimmen, was an den Wänden hängt. Das sind 80 Sisley-Gemälde und 15 seiner Arbeiten auf Papier.

„Üblicherweise überwachen wir die Abfertigung zum freien Verkehr“, sagt Michael Walk vom Hauptzollamt Düsseldorf. „Hier sieht es insofern anders aus, als die Bilder nach der Ausstellung wieder ausgeführt werden.“

Weil sich das Museum in öffentlicher Hand befindet, wird auch auf die Hinterlegung einer Sicherheit verzichtet — zum Glück, denn der Gegenwert der Gemälde wäre kaum im Handumdrehen aufzubringen.

Ob Baumaschine oder Kunst — alles geht den einen profanen Weg durch die Hände des Zolls. Nur eine Viertelstunde vergeht, dann ist die Prüfung vorbei, steht Museumsdirektor Gerhard Finckh allein in den Räumen und betrachtet das Werk, das er geschaffen hat.

Acht Tage habe die Hängung gedauert, zwei Jahre aber habe man für die Ausarbeitung des Ausstellungskonzepts benötigt. „Hier ist nichts dem Zufall überlassen“, erklärt Finckh das, was auch bei flüchtigem Blick offensichtlich wird.

„In Frankreich ist Sisley ein Nationalheiliger“, sagt der Museumsdirektor, der weiß, dass der Impressionist in Deutschland keinen so großen Bekanntheitsgrad besitzt wie bei den Nachbarn.

Wissenschaft und Publikum hätten aber schon lange darauf gewartet, dass eine solche Schau — hierzulande die erste in dieser Dimension — stattfindet. Nun hofft Finckh und mit ihm ganz Wuppertal, dass die Erwartungen erfüllt werden und Sisley zu einem ähnlich bedeutenden Magneten wie Bonnard erweist. Die Zeichen stehen gut.

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