Toter Junge: Die Eltern wollen ein neues Gutachten

Im Prozess gegen zwei Automatenaufsteller gibt es Streit um einen neuen Beweisantrag.

Wuppertal. Im Prozess um den Tod eines eineinhalb Jahre alten Jungen — am 25. Oktober 2008 fiel im Vorraum der städtischen Turnhalle am Hesselnberg ein 180 Kilo schwerer Süßwarenautomat auf das Kind — hat die Nebenklage am Mittwoch ein neues Gutachten zur Standsicherheit des Automaten gefordert. Rechtsanwältin Hannah Milena Piel — sie vertritt die Eltern des Kindes — beantragte einen Experten für Befestigungen und Bausachen zu beauftragen.

Ein im Februar vorgestelltes Gutachten hatte beide wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Automatenaufsteller entlastet. Der Gutachter hatte unter anderem belegt, dass der Automat am Unglückstag auf Kanthölzern gestanden hat. Die ursprünglichen Verschraubungen im Boden und eine Verkantung mit dem nebenstehenden Getränke-Automaten seien schon vor dem Unfall wohl durch Randalierer zerstört und nicht repariert worden. Beim regelmäßigen Befüllen des Automaten hätte der Automatenaufsteller diesen Mangel bemerken müssen. Beim Öffnen der Tür, um an die Warenfächer zu gelangen, wäre ihm der Automat entgegen gekippt, so der Gutachter. Wie berichtet, hat der Angeklagte im Prozess ausgesagt, den Automaten wenige Tage vor dem Unfall problemlos befüllt zu haben. Ein Wackeln sei ihm dabei nicht aufgefallen.

Die Staatsanwaltschaft lehnte am Mittwoch den Vorstoß der Nebenklage ab. Die Ausführungen des Gutachters seien schlüssig. Anwältin Piel: „Ich wundere mich darüber, wie wenig Interesse die Staatsanwaltschaft an der Aufklärung hat.“ Das wies die Staatsanwaltschaft — sie hatte in den vergangenen Jahren zwei Mal die Ermittlungen einstellen wollen — zurück. Man habe sämtliche Beweismöglichkeiten ausgeschöpft.

Die Verteidigung lehnt ein neues Gutachten ebenfalls ab. Der Antrag der Nebenklage zeichne das Bild „vom verantwortungslosen Angeklagten“, und dafür gebe es keine Anhaltspunkte. Eine Entscheidung des Gerichts über den Antrag der Nebenklage steht noch aus. Der Prozess wird fortgesetzt.

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