Toter Junge: Zweiter Gutachter mit „eindeutigem Ergebnis“?

Freitag ist der entscheidende Prozesstag zum Unfall am Hesselnberg.

Wuppertal. Im Prozess um den Tod eines eineinhalb Jahre alten Jungen — am 25. Oktober 2008 fiel im Vorraum der städtischen Turnhalle am Hesselnberg ein 180 Kilo schwerer Süßwarenautomat auf das Kind — steht am Freitag der entscheidende Prozesstag an. Am Vormittag soll der zweite Gutachter zur Standfestigkeit des Automaten aussagen. Für die Prozessbeteiligten — auf der Anklagebank sitzen zwei Automatenaufsteller wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung — soll unter anderem eine Powerpoint-Präsentation zeigen, wie der Automat umfiel.

Ob so auch das „Warum“ geklärt wird, muss sich zeigen. Nach WZ-Informationen soll der Experte insgesamt zu einem „eindeutigen Ergebnis“ gekommen sein. Bislang gibt es aus strafrechtlicher Sicht nur wenige Fakten. Am Mittwoch beispielsweise sagte der ursprünglich von den Ermittlern beauftragte Gutachter aus — allerdings nur noch als Zeuge. Als Gutachter im Prozess wird der Mann nicht mehr geführt.

Hintergrund: Während der zwischenzeitlich eingestellten und wiederaufgenommenen Ermittlungen (siehe Kasten rechts) soll sich herausgestellt haben, dass der Mann mit Gutachten für Strafverfahren keinerlei Erfahrung hat. Mittwoch sagte er als Zeuge aus, er habe beim damaligen Termin am Unglücksort ohne eindeutige Handlungsanweisung der Kripo Daten aufgenommen.

Bei Nachfragen von Verteidigung und Nebenklage — die Eltern des toten Jungen nahmen auch am Mittwoch persönlich am Prozess teil — musste der Mann einräumen, teilweise falsche Daten notiert, und falsche Berechnungen vorgenommen zu haben. Ungelöst bleibt auch die Frage, wo die Kanthölzer sind, auf denen der Unglücksautomat gestanden haben soll.

Wie berichtet, hatte die Kripo behauptet, die Hölzer seien bei jenem ersten Gutachter. Der sagte allerdings, er habe sie definitiv nicht. Wurden die Hölzer vom Tatort entwendet? Die Liste der unbeantworteten Fragen im Prozess um den Tod des Jungen wird immer länger.

Vielleicht gibt es am Freitag während der Aussage des Zweitgutachters Antworten. Zeit, darüber nachzudenken, haben die Prozessbeteiligten jedenfalls reichlich. Die Plädoyers und das Urteil werden erst Anfang März erwartet. Von einer unmittelbar zu Beginn des Prozesses hinter verschlossenen Türen diskutierten Einstellung des Verfahrens ist jedenfalls keine Rede mehr.

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