Cronenberg Chordirektor Artur Rivo: „Das ist für mich ein Ehrentitel“

Für den Leiter des Cronenberger Männerchores ist Musik Leidenschaft.

Cronenberg. Für Artur Rivo ist die Ernennung zum Chordirektor ganz frisch. „Das ist ein Ehrentitel“, sagt der 35-Jährige. Sonst habe sich an seiner Arbeit nichts geändert. Den Antrag darauf hatte der Cronenberger Männerchor (CMC) gestellt, den Rivo seit sechs Jahren leitet. Voraussetzung für die Verleihung durch den Chorverband NRW ist eine erfolgreiche künstlerische Arbeit mit regelmäßigen Konzerten in den vergangenen zehn Jahren. Bedingungen, die Rivo nicht nur durch regelmäßige Auftritte und Reisen mit dem CMC erfüllt.

Cronenberg: Chordirektor Artur Rivo: „Das ist für mich ein Ehrentitel“
Foto: Cronenberger Männechor

Aktuell leitet der gebürtige Moskauer, der seit 2004 in Deutschland lebt, nicht weniger als neun Chöre. In Wuppertal gibt er beim Polizeichor den Ton an und in Solingen dirigiert er zwei Ensembles der Chorakademie Bergisch-Land. Von seinem Wohnort Köln fährt er bis nach Königswinter. Dort betreut er den Frauenchor Cantus Cantabilis, der im April gemeinsam mit dem CMC in der Historischen Stadthalle auftrat.

Wie er diese vielen Verpflichtungen schafft, darauf fällt fällt Rivo die Antwort nicht schwer: „Mein Beruf ist mein Hobby.“ Und dieses Hobby stand auch am Anfang seiner Karriere. Musik spielte in seinem Elternhaus keine Rolle. Aber der kleine Artur sang gern und viel. „Es war die Zeit der Sowjetunion. Es gab keine Reisefreiheit. Meine Mutter sah einen Bericht über den Sweschnikow-Knabenchor in Moskau. Dieser Chor reiste um die ganze Welt. Das gefiel ihr und sie meldete mich dort an.“

Neben den üblichen Fächern bot die Sweschnikow-Schule eine musikalische Ausbildung an. Artur Rivo schulte seine Stimme und seine Disziplin. „Jeden Tag haben wir geprobt. Das hieß: morgens zwei Stunden stehen und singen.“

Nach dem Stimmbruch musste er eine zweijährige Pause einlegen. „In der neunten Klasse habe ich als Bariton wieder angefangen.“ Auch nach dem Schulabschluss blieb Rivo bei der Musik. Fünf Jahre studierte er an der Russischen Musikakademie Gnesiny und entschloss sich dann, seine Heimat zu verlassen. „Ich bin mit meinen Eltern nach Köln gezogen. Eine Schwester meines Vaters lebte bereits hier.“

Kaum angekommen, gründete er seinen ersten Chor: Songlines. „Wir sind aktuell ein internationaler Chor aus über 10 Nationen. Darunter Italien, Russland, Kuba, Kolumbien.“ Verbindungen nach Wuppertal gab es bereits vor Rivos Übersiedlung. Als zehnjähriger lernte er den Cronenberger Männerchor in St. Petersburg kennen. Einige Jahre später knüpfte er bei einem Gastspiel den Kontakt zu Ingrid Goethe-Fliersbach, die Frau des damaligen CMC-Chefs Heinz Rolf Fliersbach.

„Ich hatte einen Freund in Moskau, der sie kannte. Und bei einem der Auftritte hier habe ich mich bei ihr vorgestellt. Sie hat mir unglaublich viel geholfen.“ Als Heinz Rolf Fliersbach 2010 nach über 40 Jahren sein Amt aufgab, stellte er Rivo als seinen Nachfolger vor. Die Chormitglieder nahmen den Vorschlag einstimmig an. Nach dem Start mit „Songlines“ hat sich Rivos Arbeit immer mehr ins Bergische Land verlagert. Dennoch wohnt er immer noch in Köln — seiner Familie zuliebe. „Meine Eltern brauchen jetzt meine Unterstützung. Mein Vater ist inzwischen vollständig blind.“

Seine Nachmittage und Abende sind mit Chorproben ausgefüllt. Für sein zweites Hobby hat er nur vormittags Zeit. „Ich mache Sport. Jogging und Krafttraining. Ich muss fit bleiben. Ich sitze sonst zu viel im Auto.“ Den Cronenberger Männerchor, dem der neue Chordirektor seinen Titel verdankt, sieht er mit knapp 70 Mitgliedern gut aufgestellt. Wäre da nur nicht das Thema Nachwuchs. „Die 30-jährigen arbeiten und kommen nicht.“

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