Lübecker Straße: „Die Stadt verkauft ihr Tafelsilber“

An der Lübecker Straße ärgern sich Anwohner über Pläne, nach denen Teile der Kleingartenanlage zu Häusern werden sollen.

Elberfeld. Goldfelberich und eine Hecke, die ins Kraut schießt. An der Lübecker Straße deutet ein Teil der ehemals gepflegten Kleingartenanlage Hansa Eschenbeek auf Verwahrlosung hin. "Dem Pächter wurde das Grundstück schon längst gekündigt", weiß Julia Knappisch, die im Haus gegenüber wohnt. Dass auf die Kündigung nun einschneidende Änderungen auch ihrer Lebenssituation folgen sollen, hat sie erst kürzlich erfahren.

Am 10. Juni winkte die Bezirksvertretung (BV) Uellendahl-Katernberg einstimmig, jedoch bei Enthaltung der Grünen, einen Bebauungsplan durch, der für eine Teilfläche der Kleingartenanlage eine wohnbauliche Nachfolgenutzung vorsieht.

Schon in der heutigen Sitzung wird der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Bauen eine Entscheidung über das Vorhaben fällen. Unterdessen ist Julia Knappisch und ihren Eltern Renate und Hans Prygoda bekannt, dass der Verkauf des inzwischen verwilderten Grundstücks bereits kurz vor dem notariellen Abschluss steht. Vorgesehen sei dort der Bau eines Doppelhauses.

"Die Stadt verkauft ihr Tafelsilber", vermutet Hans Prygoda, der sich das Eilverfahren nicht anders erklären kann. Tatsächlich liegt ein Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren vor, bei dem auch von einer Umweltprüfung abgesehen wird. Als langfristige Zielsetzung bezeichnet es die Stadt, "die vorhandene Straßenrandbebauung sinngemäß weiterzuführen", weiß aber, dass "die Flächen innerhalb des Geltungsbereiches teilweise stark von Westen nach Osten abfallen". Was angesichts des noch bestehenden Flächennutzungsplans einst als unverbaubarer Fernblick galt, könnte sich für die Bewohner der Lübecker Straße 13 bis 35 in einen Blick auf Fassaden wandeln. Petra Irlenbusch als Betroffene befürchtet zudem eine Verschärfung der Parksituation und glaubt, dass die Straße, für deren Instandsetzung sie schon einmal zahlen musste, nun erneut aufgerissen werden muss.

Mit dem Kleingartenverein hat die Stadt vereinbart, dass noch ansässige Pächter verbleiben dürfen, solange sie es selbst wünschen. Hernach sollen auch ihre Parzellen Zug um Zug bebaut werden. Für Renate Gratias eine grauenhafte Vorstellung: "Dann habe ich für den Rest meines Lebens Lärm und Dreck zu ertragen."

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