Gelungene Werbung der Bühnen

Bei der Kulturtrasse boten Sinfoniker, Oper und Schauspiel einladende Kostproben der kommenden Saison.

Gelungene Werbung der Bühnen
Foto: Stefan Fries

Wer ist dafür zuständig, wenn man Werbung in eigener Sache machen will? Ist doch klar. Ausgebuffte Marketingstrategen werden engagiert. Die Wuppertaler Bühnen aber sparen sich das viele Geld, um auf sich aufmerksam zu machen. Wofür sich in der Wirtschaft oft ein Vorstandsmitglied zu schade ist, ist für die beiden Intendanten selbstverständlich: Schauspielchef Thomas Braus und Opernoberhaupt Berthold Schneider gehen an die Öffentlichkeit.

Die Kultur-Trasse war ein optimaler Anlass dafür. Ein breites Publikum konnten sie auf der großen Open-Air-Bühne am Mirker Bahnhof erreichen, um ihr Programm der kommenden Spielzeit vorzustellen. Klar konnte man sich nicht alles merken, was sie zu sagen hatten. Dafür ist das Angebot nämlich sehr reichhaltig. Doch was ansonsten auf der Bühne geboten wurde, wird wohl in Erinnerung bleiben. Denn es wurde ein exzellenter Vorgeschmack auf die Produktionen von Sprech- und Musiktheater präsentiert. Man konnte es Braus und Schneider glaubhaft abnehmen, dass nicht jeder für sich sein eigenes Süppchen kochen will. Sie wollen ab sofort mit General-musikdirektorin Julia Jones ein Team bilden.

Beredte Zeugnisse dafür sind, dass ab Ende Oktober Braus als Darsteller bei dem beliebten Musical „My Fair Lady“ mitmacht und das Schauspiel auch im Opernhaus präsent sein wird. Wenn sich in den Sonnenuntergang hinein erster Kapellmeister Johannes Pell, Chorleiter Markus Baisch und Studienleiter Michael Cook beim Dirigieren abwechselten, ist das zudem ein Zeichen von Harmonie.

So war es kein Wunder, dass es musikalisch und sprachlich erstklassig zur Sache ging. Das Sinfonieorchester Wuppertal spielte nach dem verdienten Urlaub frisch und agil auf. Fast alle Gesangssolisten, der Opernchor und der Kinderchor waren mit dabei. Auch sie glänzten mit lebendigen Vorträgen. Dazu lotsten die drei Dirigenten versiert Orchester und Sänger durch die Partituren. Als Einstimmung auf die erste Premiere der modernen Oper „Surrogate Cities / Götterdämmerung“ von Heiner Goebbels wurde der Trauermarsch aus dem Schlussakt von Richard Wagners Bühnenfestspiel „Götterdämmerung“ gespielt. Ausschnitte aus „My Fair Lady“, den Opern „Carmen“ von Georges Bizet sowie „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck wurden ebenso formvollendet geboten. Auch sie kommen in dieser Saison neu auf die Bühne. Musik aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ und Giuseppe Verdis „Rigoletto“, die wieder-aufgenommen werden, kamen zu Gehör.

Auch die Schauspieler hatten Unterhaltsames vorbereitet, etwa „Der Albtraum eines Intendanten“. Da will doch glatt ein Willi Wichtig in Gestalt von Braus einem Intendanten (Konstantin Rickert) klar machen, dass eingespart werden muss. Er macht auch sofort abstruse Vorschläge. Würden diese in die Tat umgesetzt, steht dem endgültigen Aus der Kulturinstitution nichts mehr im Wege. Das kam so spaßig von der Bühne, dass trotz des sehr ernsten Hintergrunds die Lachmuskeln einiges zu tun hatten.

Unterhaltsam wurde auch neugierig etwa auf William Shakespeares „Der Sturm“ wie das Lustspiel „Pension Schöller“ gemacht. Also: Von außen engagierte Werbefirmen hätten die Wuppertaler Bühnen an diesem Abend wahrlich nicht nötig gehabt. Das selbst auf die Beine gestellte Event kam richtig gut an. Dafür sprach die riesengroße Begeisterung des Publikums. Auf der Trasse wurden sogar die Fahrräder abgestellt, Spaziergänger hielten inne.

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