Futterautomaten abgebaut Damwild in Wuppertal zu dick für Nachwuchs

Klaus Schlüter hat die Automaten abgebaut. Die Tiere im Nordpark haben so viel Futter bekommen, dass sie keinen Nachwuchs mehr bekommen können.

 Seit vielen Jahren ist das Damwild im Nordpark eine der großen Attraktionen.	            

Seit vielen Jahren ist das Damwild im Nordpark eine der großen Attraktionen.            

Regelmäßig erhielt Klaus Schlüter in den vergangenen Wochen Anrufe: Ob die Tiere im Wildgehege des Nordparks nicht verdursten würden? „Deshalb haben wir dann noch eine extra Tränke aufgestellt, damit die Leute das sehen“, sagt der Betreuer des Damwilds mit einem Schmunzeln. Im Gehege gibt es jedoch auch eine alte Badewanne, die regelmäßig gefüllt wird. Der Nordstädter Bürgerverein hat dafür extra einen Schlauchwagen mit 40 Metern Schlauch angeschafft, um das Wasser ohne Schlepperei vom Waldhaus zur Wanne zu schaffen. An heißen Sommertagen schütten die Ehrenamtler zweimal pro Woche Wasser nach.

„Gerade jetzt, wo es etwas kälter ist, haben wir ja außerdem den Frühtau – wenn die Tiere dann Gras äsen, nehmen sie Feuchtigkeit mit auf“, gibt der erfahrene Wildhüter und Jäger zu bedenken. Der Bach im Gehege führt zwar im Sommer kaum Wasser; trotzdem hat das Team dort Gras gesät, damit das Damwild das an dieser Stelle feuchtere Gras fressen kann.

Jeden Tag schauen Klaus Schlüter und sein Kollege nach dem Damwild. Zehn Tiere sind es im Moment. Wenn manchmal aufgeregte Anwohner anrufen, dass Rehe aus dem Gehege entwischt seien, bleibt Schlüter ganz ruhig: Die Rehe – die kleiner sind als das Damwild im Gehege – kommen aus den umliegenden Wäldern manchmal vorbei.

Als größeres Problem betrachtet der Experte, dass immer wieder Menschen das Damwild mit Brot oder ähnlichem füttern wollen. „Wir holen riesige Mengen Brot aus dem Gehege. Aber die Tiere können das gar nicht verarbeiten. Die können bei vollem Magen verhungern, weil das Brot in ihrem Magen anfängt zu gären“, warnt Klaus Schlüter. Immer wieder spricht er Spaziergänger an und erklärt ihnen die Problematik. Die meisten reagieren darauf mit Verständnis. Doch es gebe auch einzelne Unverbesserliche, die trotzdem jede Woche wieder mit Getreide am Wildgehege stehen und die Tiere gefährden.

Auch den Futterautomaten hat Klaus Schlüter abgebaut, nachdem er aufgebrochen worden war. Das Futter daraus ist für die Tiere zwar besser als Brot oder Haferflocken; doch insgesamt schadet das Futter dem Damwild trotzdem: „Die Tiere sind so fett, dass sie keinen Nachwuchs mehr bekommen“, erklärt Klaus Schlüter. Und das, obwohl er im vergangenen Winter gar kein Heu zugefüttert hat.

Deshalb hat der Nordpark dieses Jahr zwei junge Tiere aus einem anderen Park bekommen, die auch direkt Nachwuchs geworfen haben. Jetzt will Schlüter verhindern, dass auch diese wieder zu dick werden. Das Beste ist für sie, einfach Gras zu fressen. Das erklärt der passionierte Wildfreund auch immer und immer wieder Besuchern. Am liebsten steht er dabei vor Kindergruppen, die neugierig und wissbegierig sind.

Im Wildgehege lebt auch noch eine andere Tierart, für die Klaus Schlüter Wasser bereitgestellt hat: Teichmolche. Für sie hat er extra einen Bottich geschaffen, in dem sie ihren Laich ablegen können. Teichmolche gelten als „besonders geschützt“. Sie haben oft Schwierigkeiten, genügend geeignete Gewässer für ihre Fortpflanzung zu finden. Und auch die Wildbienen, für die Schlüter extra Hotels gebaut hat, freuen sich über diese Wasserstelle. So wohnen verschiedene Tierarten im Wildgehege des Nordparks friedlich zusammen. Nur der viele Müll – der teilweise von den Besuchern ins Gehege geworfen wird, teilweise aber auch von Raben beim Plündern der Mülleimer verteilt wird – stört das Wildleben.

(Tanja Heil)
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