Die GWG will sich neu erfinden

Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft feiert 80. Geburtstag. Bis 2018 will das Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreiben.

Die GWG will sich neu erfinden
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Zum runden Geburtstag gab es Süßes in den Farben des Unternehmens. Bei der Feierstunde zum 80-jährigen Bestehen der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal (GWG) konnten die Mitarbeiter am Montag zwischen Torten oder Törtchen mit blauer Kuvertüre wählen, die zudem noch die Logos der Wohnungsbaugesellschaft trugen. Hergestellt hatten die Backwaren Mitarbeiter der GWG sowie die Mieterin Jessica Emmel, die in ihrer Freizeit ungewöhnliche Torten backt.

„Ich bin sicher, dass die GWG in acht Jahrzehnten niemals eine so schöne Geburtstagsüberraschung bekommen hat“, sagte GWG-Geschäftsführer Oliver Zier. Anschließend verteilte er gemeinsam mit dem GWG-Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Slawig die Torten an die Mitarbeiter.

Am 9. Januar 1937 war die GWG gegründet worden, derzeit beschäftigt das städtische Wohnungsbauunternehmen 87 Mitarbeiter und hat 5833 Wohnungen in 734 Gebäuden im Bestand. Die Immobilien finden sich über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

Anders als noch vor einigen Jahren sei der Leerstand mittlerweile nicht mehr so hoch und liege aktuell bei 4,3 Prozent, sagte Geschäftsführer Zier. Das sei im Ergebnis zwar „ansehnlich“, solle jedoch noch weiter verbessert werden. Das Unternehmen visiert hier eine Quote von drei Prozent an.

Entgegen kommt der GWG dabei, dass der Standort Wuppertal derzeit „eine sehr positive Entwicklung“ nehme und der Immobilienmarkt in der Stadt deutlich anziehe. „Es geht erkennbar nach oben, mittlerweile kommen Investoren hierhin, die früher nicht gekommen sind“, betonte Zier. Während es in Boom-Städten wie Köln oder Düsseldorf kaum noch Wohnungen gebe, bestehe in Wuppertal noch „Potential für mehr“.

Gleichwohl muss auch die GWG Geld in die Hand nehmen und den Wohnungsbestand immer wieder sanieren. Immerhin zehn Millionen Euro will das Unternehmen bis 2026 pro Jahr in die Modernisierung des Bestandes stecken. Dazu gehört unter anderem die energetische Sanierung der Gebäude, die Ausstattung mit barrierefreien Wohnungen oder der Anbau von Balkonen.

Wie so eine Sanierung umgesetzt werden kann, führt die GWG derzeit in der Sedanstraße 85 exemplarisch vor. Gemeinsam mit dem Büro für Quartierentwicklung wird dort ein denkmalgeschütztes Haus auf Vordermann gebracht - als Anschauungsobjekt für andere potentielle Hausbesitzer, wie ein älteres Gebäude modernisiert werden kann.

Während ein Mensch, der 80 Jahre alt geworden ist, nicht mehr allzu viel erreichen muss, muss die GWG sich derzeit ein Stück weit neu erfinden. So weist die Geschäftsbilanz für 2015 ein Defizit von rund 2,8 Millionen Euro auf. Bis 2018 plant die Wohnungsbaugesellschaft die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Um die hohen Verbindlichkeiten abzubauen, soll zudem die Eigenkapitalquote der GWG deutlich erhöht werden. Derzeit liegt sie bei 6,3 Prozent - Zielvorgabe sind hier etwa 20 Prozent.

Um die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, müssen die marktüblichen Mieten am Standort Wuppertal nach Angaben von Zier allerdings noch deutlich steigen. Seit etwa 15 Jahren seien die Mieten in der Stadt weitgehend stabil geblieben oder sogar gesunken, erklärte der GWG-Geschäftsführer. Erst in den letzten ein bis zwei Jahren seien die Mieten wieder angezogen.

Zugleich seien aber die Baukosten in den vergangenen 20 Jahren um gut 30 Prozent gestiegen. Mittlerweile seien die Preise für Neubauten in Wuppertal auf dem Niveau von Köln oder Düsseldorf, zugleich seien die Mietpreise in der Regel aber hier deutlich niedriger als in den rheinischen Metropolen. Hier hofft der GWG-Chef darauf, dass sich die Entwicklung der Mietpreise in Wuppertal der allgemeinen Lohnentwicklung anpasst.

Beim Wohnungsangebot muss das Unternehmen zudem dem Trend zu kleineren Wohneinheiten Rechnung tragen. Immer weniger Großfamilien, immer mehr Ein- bis Zweipersonenhaushalte werden benötigt. „Dreiviertel des Gesamtbestandes entfällt auf Ein- und Zweipersonenhaushalte“, sagte Zier. Derzeit liegt die durchschnittliche Wohnfläche für eine Wohneinheit bei 62 Quadratmetern, sie werden in der Regel von zwei Mietern bewohnt.

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