115 Jahre Heimgeschichte im quadratischen Format
Die Caritas hat als Trägerin die Historie des St. Suitbertus-Heims beschrieben — und außerdem die Entwicklung der Südstadt.
Südstadt. Es fing mit dem Auftrag an, veraltete Akten zu entsorgen und endete mit einer weitreichenden Dokumentation über die soziale und kirchliche Geschichte Elberfelds im 20. Jahrhundert.
Rainer Keßler, Leiter des Altenzentrums St. Suitbertus, hat damals sicher nicht gedacht, dass sich die Schriften aus den alten Akten des Altenzentrums eines Tages zu einer Galerie zusammentragen lassen. Im vergangenen Jahr fand die Ausstellung „50 Jahre Caritas-Altenzentrum St. Suitbertus - 115 Jahre St. Suitbertus- Heim“ statt. Das nun veröffentlichte Buch mit dem Titel „Ein Ort zum Wohlfühlen — Zur Geschichte des Caritas-Altenzentrums St. Suitbertus“ soll diese Ausstellung schriftlich festhalten.
Verfasst wurde das Werk von den Historikern Elke Brychta und Angelika Pliefke, der Grafiker Frank Niermann gestaltete die Seiten. Schwerpunkt des Buches ist die Geschichte des Altenheimes. Diese lässt sich bis ins Jahr 1900 zurückverfolgen. Daneben wird die Entwicklung des Elberfelder Südviertels an sozialen und kirchlichen Aspekten thematisiert. „Erkennbar wird ein ständiger Fortschritt“, erklärt Rainer Keßler mit Hinblick auf den Ausbau des Altenheimes in den vergangenen hundert Jahren. Ein Fortschritt deshalb, weil das St. Suitbertus-Heim seit seiner Eröffnung im Jahr 1900 nicht nur stetig gewachsen ist, sondern immer weiter modernisiert wurde.
Das Heim gehörte damals zu der ersten katholischen Wohlfahrtseinrichtung in der Südstadt und sollte eine Kinderbewahrungsstelle zum Wohle der Frauen der „minderbemittelten Kreise“ sein. Das heißt die Betreuung von Kindern für Mütter, die gezwungen waren, außerhalb der Familie zu arbeiten. Das war keine Seltenheit, da im Industriezeitalter meist die gesamte Familie arbeitete. Das 1903 verabschiedete Kinderschutzgesetz verbot jedoch die Kinderarbeit und Frauen mussten ihre Kinder alleine zu Hause lassen.
Mit späterer Vergrößerung des Heimes wurden alleinstehende Frauen im Heim aufgenommen. „Dabei handelte es sich zuerst nur um Dienstmädchen, die durch den Verlust ihrer Arbeit auch die Unterkunft verloren haben“, konkretisiert Elke Brychta.