Bank sperrt Rente: Familie in Not

Seit einem Monat muss Rudolf Wolf ohne Geld auskommen. Der 76-Jährige ist verzweifelt – 612Euro bezieht er monatlich, Rücklagen hat er keine. Grund: Missverständnisse bei seiner Bank.

Cronenberg. Rudolf Wolf gehört zu den Menschen, die ungern Schulden machen. Doch im vergangenen Monat hatte der 76-Jährige keine andere Wahl. Seit Anfang November wartete Wolf auf seine Rente, doch die kam nicht.

Am 31. Oktober hätte der Deutsche Post Renten-Service Rudolf Wolf die Rente auf das Konto seiner Frau Monika überweisen sollen. Das tat er auch - doch die Postbank buchte den Betrag von 612 Euro gleich darauf zurück. Wolf fragte nach. Es gäbe eine neue Regel, nach der die Bank die Rente nur auf das Konto des Rentenempfängers einzahlen dürfe, erklärt man ihm bei der Postbank.

Wolf und seine Frau lassen das Konto als gemeinsames eintragen. Tatsächlich geht am 17. November ein zweites Mal Geld ein. Am 18. November aber ist der Betrag abermals vom Konto verschwunden. Warum? Die Postbank weiß es nicht. Wolf wird zunehmend nervös. Er wendet sich ein weiteres Mal an die Bank, ruft fast täglich die Hotline des Deutsche Post Renten-Service an, macht schließlich den Vorschlag, sich das Geld bar auszahlen zu lassen. Der Renten-Service sagt zu, bittet aber um Geduld. Das Geld sei noch nicht eingegangen, acht Tage, sagt man ihm, könne das dauern. Mehr als zehn Tage ist das her. Geld hat Wolf immer noch nicht gesehen. Am Montag wäre eine weitere Auszahlung fällig gewesen. Das Konto aber blieb leer.

Ein Anruf der WZ bei der Postbank schafft Klarheit. Tatsächlich gibt es seit Mitte Oktober eine Regel, nach der die Rente nur auf das Konto des Rentenempfängers eingezahlt werden kann. "Ein Gemeinschaftskonto reicht in dem Fall nicht", sagt Oliver Rittmaier, Sprecher der Postbank. Zumal Monika Wolfs Konto vorbelastet sei. "Wir müssen das ablehnen."

Warum weder Mitarbeiter von Postbank noch von Deutsche Post Renten-Service Wolf darüber aufklären konnten, ließe sich nicht mehr nachvollziehen. Gestern setzte Rittmaier sich mit dem Renten-Service in Verbindung und verspricht anschließend: "Wir werden Herrn Wolf die November-Rente jetzt auf das Konto seiner Frau überweisen. Die Rente von Dezember werden wir bar auszahlen." Spätestens Ende der Woche soll Wolf das Geld endlich in den Händen halten.

Das ist höchste Zeit. Wolf hat als Gerüstbauer gearbeitet, wurde wegen einer schweren Verletzung früh verrentet, 612 Euro bezieht er monatlich. Und Wolf ist nicht allein, seine Frau Monika und der 21-Jährige Sohn, der wegen einer schweren Behinderung noch zu Hause lebt, muss er ebenfalls unterstützen. Die Familie schafft das, für harte Zeiten aber konnte Wolf kein Geld zurücklegen. "Zur Zeit können wir noch nicht einmal Lebensmittel kaufen", sagt er. Wolf hat eine Herzoperation hinter sich, das Gehen fällt ihm schwer, er benötigt Medikamente. "Auch dafür ist kein Geld da." Die fünf Kinder will das Ehepaar nicht um Hilfe bitten: "Die haben keine Arbeit und es selbst schwer."

Unterstützung bekommt die Familie zur Zeit von ihrer Vermieterin, Margarete Scheer. Sie erklärte sich sofort bereit, auf die Miete zu warten, bis die Situation geklärt ist, und lieh der Familie Geld für Lebensmittel. "Unbegreiflich", sagt sie, sei das Verhalten von Postbank und Deutscher Post Renten-Service. "Einfach unmöglich." Rudolf Wolf bleibt still, als sie das sagt. Er findet keine Worte mehr.

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